Auwälder ermöglichen klimabedingte Ausbreitung
Auwälder ebnen den Weg für eine klimabedingte Ausbreitung von Fledermäusen: Belege aus einer feinstufigen Höhenverschiebung
Eine gut dokumentierte Reaktion auf den Klimawandel ist die Verschiebung der Verbreitung von Arten, da Organismen aus Gebieten, die zu warm werden, in höhere Breitengrade oder Höhenlagen abwandern. Ökologische Korridore wie Auwälder sind für diese Wanderungen von entscheidender Bedeutung. Fledermäuse sind als effektive Umweltindikatoren empfindlich gegenüber dem Klimawandel. Unter ihnen hat die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) – eine Spezialistin für Auwälder, die eine geschlechtsspezifische Höhenverteilung aufweist – sowohl morphologische als auch verteilungsbezogene Reaktionen auf die Erwärmung gezeigt.
In einem Flusssystem in Mittelitalien, das seit über zwei Jahrzehnten beobachtet wird, waren fortpflanzungsfähige Weibchen früher auf Höhen unter 850 m ü. NN beschränkt, werden nun aber regelmäßig bei der Nahrungssuche in Höhen von bis zu ca. 1050 m ü. NN beobachtet, da höhere Lagen klimatisch günstiger geworden sind. Es bleibt jedoch unklar, ob diese Verschiebung eine tatsächliche Ausweitung des Fortpflanzungsgebiets oder lediglich eine Ausweitung der Nahrungssuche in höhere Lagen bedeutet.
Um dies zu untersuchen, haben die Autor*Innen 14 fortpflanzungsfähige Weibchen, die in hohen Lagen gefangen wurden, mit Radiotrackern ausgestattet, um ihre Lebensraumwahl und Raumnutzung zu untersuchen. Die Ergebnisse bestätigen, dass sich die Wochenstuben tatsächlich weit über der bisherigen Höhengrenze befinden. Auwälder erwiesen sich als wichtiger Lebensraum, der sowohl als Schlafplatz als auch als Nahrungsquelle diente:
Die Fledermäuse hatten ihr Quartier durchweg in Bäumen in Auwäldern und suchten entlang der grünen Flussufer nach Nahrung. Obwohl sich die Quartierbäume strukturell nicht von zufällig verfügbaren Bäumen unterschieden, befanden sich die ausgewählten Höhlen höher über dem Boden, hauptsächlich in Fäulnislöchern, und waren mit einem spärlichen Unterholz und einer südöstlichen Ausrichtung verbunden.
Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung des Höhlentyps und der Merkmale des Mikrohabitats bei der Auswahl der Schlafplätze. Insgesamt zeigt die Studie, dass gut erhaltene Auwälder als wichtige ökologische Korridore fungieren, die es Fledermäusen ermöglichen, ihr Verbreitungsgebiet als Reaktion auf den Klimawandel zu verlagern. Naturschutzstrategien, die darauf abzielen, die Anpassungsfähigkeit von Fledermauspopulationen in Flusslandschaften zu verbessern, sollten den Schutz und die Wiederherstellung von Auwäldern priorisieren.
Highlights
- Der Klimawandel treibt die Besiedlung höher gelegener Regionen durch fortpflanzungsfähige Wasserfledermäuse (Myotis daubentonii) voran.
- Neue Wochenstuben in Höhenlagen über 950 m ü. M. bestätigen die Ausdehnung des Verbreitungsgebiets.
- Auwälder sind für die Quartiersuche und Nahrungssuche an den Rändern des Verbreitungsgebiets unerlässlich.
- Die Quartiere befinden sich in Baumhöhlen hoch über dem Boden und sind der Sonne ausgesetzt.
- Der Klimawandel treibt die Besiedlung voran, aber der Verlust von Lebensräumen könnte sie einschränken.
Quelle:
Chiara Belli, Luca Cistrone, Belma Sestovic, Ioannis Ekklisiarchos, Miren Aldasoro, Chiara Borgonovo, Ilaria Migliaresi, Mariella Di Domenico, John Ratcliffe, Danilo Russo,
Riparian forest paves the way to climate-driven expansion in bats: Evidence from a fine-scale elevational shift,
Forest Ecology and Management, Volume 595, 2025, 123042, ISSN 0378-1127,
https://doi.org/10.1016/j.foreco.2025.123042.