Bürger in Nordrhein-Westfalen engagieren sich für Fledermäuse

NABU zieht positive Zwischenbilanz beim „Fledermausfreundlichen Haus“

Düsseldorf – Seit dem Start des vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium geförderten Projekts „Fledermausfreundliches Haus in NRW“ im Jahr 2013 haben sich 320 Bürger und Bürgerinnen aus allen Regionen des Landes um die Auszeichnung „Fledermausfreundliches Haus“ beworben. Knapp zwei Drittel von ihnen konnten sich schon über eine Plakette freuen. Die meisten Auszeichnungen gab es in den Kreisen Siegen-Wittgenstein (21) und Viersen (16). Der NABU NRW, der das Projekt koordiniert und zusammen mit dem Landesfachausschuss Fledermausschutz im ganzen Land durchführt, ist voll zufrieden mit dem Zwischenstand.

Bei immer mehr Hausbesitzern hat ein Umdenken eingesetzt, sie interessieren sich für die Natur am Haus und wollen auch Verantwortung für die besonders geschützten Fledermäuse übernehmen„, freut sich Projektkoordinatorin Sarah Sherwin. Damit würden sie einen wichtigen, privaten Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten, den der NABU mit diesem Projekt honoriere. Fledermausfreundliche Gebäude böten den Tieren Ritzen und Spalten, in die sie sich zurückziehen könnten. Holz- und Schieferverkleidungen, Fensterläden, Rollläden-Kästen oder geeignete Nischen am Dach eigneten sich hervorragend als Quartiermöglichkeit. Viele der ausgezeichneten Hausbesitzer schaffen zudem als weitere Alternative mit leicht an Gebäuden zu montierenden Fledermauskästen neue Fledermausquartiere.

Beim zweiten Grundbaustein des Projektes, der Schulung von so genannten Fledermausbotschaftern, zieht der NABU NRW ebenfalls eine positive Zwischenbilanz. „Bis zum Jahresende 2015 haben 58 Naturinteressierte die Schulungen zum Fledermausbotschafter erfolgreich absolviert“, so Sherwin. Sie haben sich im Laufe von fünf ganztägigen Workshops wichtiges Fachwissen, aber auch praktisches Rüstzeug angeeignet. Die thematische Bandbreite reicht von der ‚Ökologie und Lebensweise von Fledermäusen‘ über ‚Artenschutzmaßnahmen‘ bis hin zu ‚Öffentlichkeitsarbeit & Umweltbildung‘. Die ehrenamtlichen Fledermausbotschafter übernehmen zukünftig eine wichtige, vermittelnde Funktion zwischen Fledermausfachleuten und Hausbesitzern.

Dabei sei das Interesse an dieser verantwortungsvollen Aufgabe im Zuge des Projektes gewachsen. Die Ausbildung der Fledermausbotschafter startete im Jahr 2014 in Leverkusen. Darauf folgten 2015 die Ausbildungen in Münster, Köln und Detmold. Das dreijährige Projekt gehe mit sehr guter Perspektive ins Jahr 2016, erklärte die NABU-Fledermausexpertin. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr die angestrebte Marke von 300 fledermausfreundlichen Häusern erreichen werden und außerdem weitere Fledermausbotschafter für den ehrenamtlichen Naturschutz gewinnen können.“

Bei Rückfragen:

Sarah Sherwin, NABU Projekt-Koordinatorin „Fledermausfreundliches Haus in NRW“, Tel. 0211.15 92 51 – 50, E-Mail: Sarah.Sherwin@NABU-NRW.de

Graues Langohr im Kreis Wesel entdeckt!

15 verschiede Fledermausarten waren bislang für den Kreis Wesel sicher nachgewiesen. Im Jahr 2003 konnte dieser Liste eine weitere Art hinzugefügt werden.

Erstmals im Februar diesen Jahres und in der Folge noch mehrfach gelang die Beobachtung des Grauen Langohrs (Plecotus austriacus), einer in ganz Nordrhein-Westfalen ausgesprochen seltenen Fledermausart. Die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten gibt Vorkommen lediglich aus dem Süden des Rheinlandes und aus dem östlichen Westfalen an.

Nachdem es im benachbarten Kreis Kleve schon Funde dieser Fledermausart gegeben hatte, machten sich die Mitarbeiter der Biologischen Station innerhalb des Kreises Wesel auf die Suche nach dieser Besonderheit und landeten schon beim ersten Versuch einen Treffer: Auf dem Dach der Pfarrkirche in Marienbaum gelang die erste sichere Bestimmung dieser Art für den Kreis Wesel. Weitere Funde, unter anderem im Xantener Dom und in der evangelischen Pfarrkirche in Hamminkeln zeigen, dass die Art wesentlich weiter verbreitet ist, als bisher angenommen. In den nächsten Monaten werden weitere, mögliche Standorte untersucht.

Das Graue Langohr lebt in Mitteleuropa ausschließlich in Gebäuden. Vor allem in den großen Dachräumen von Kirchen, Schlössern und Herrenhäusern könnte man sie finden. Doch gehört eine Portion Glück und viel Geduld dazu, die heimlichen Tierchen zu entdecken. Denn fast immer verbergen sie sich in engen Spalten oder winzigen Hohlräumen der großen Dächer. Dort fahnden die Fledermauskundler auch nicht an der Decke sonder untersuchen erst den Boden nach den charakteristisch geformten Kotkrümeln der Fledermäuse. Wenn diese entdeckt sind, geht der Blick nach oben, doch auch dann ist es nur selten, dass man eines der Tiere zu Gesicht bekommt.

Unklar ist bisher noch der Staus dieser Art im Kreis Wesel. Handelt es sich bei den beobachteten Tieren um einzelne Männchen oder kleine Männchengruppen, oder vielleicht sogar um Fortpflanzungsquartiere, die so genannten Wochenstuben?

Wer evtl. Informationen über diese Fledermausart hat, kann diese an Paul Schnitzler, Biologische Station Wesel, unter der Tel. Nr. 0281 / 96252-15, weitergeben.

Paul Schnitzler

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