Winterschlaf von Fransen- und Wasserfledermäusen: Individualisiertes Langzeit-Monitoring

Individualisiertes Langzeit-Monitoring von sympatrischen Fledermausarten zeigt deutliche art-, geschlechts- und altersspezifische Unterschiede in der Phänologie des Winterschlafs

Hintergrund

Der Winterschlaf ermöglicht es den Arten, Energie zu sparen und so ungünstige Umweltbedingungen zu überbrücken. Gleichzeitig ist der Winterschlaf aber auch mit erheblichen ökologischen und physiologischen Kosten verbunden. Wenn man versteht, wie sich der Zeitpunkt des Winterschlafs innerhalb einer Art und zwischen verschiedenen Arten unterscheidet, kann man Einblicke in die zugrunde liegenden Faktoren für diesen Zielkonflikt gewinnen. Dazu sind jedoch individuelle Langzeitdaten erforderlich, die oft nicht verfügbar sind. Hier haben wir automatische Überwachungstechniken und eine reproduzierbare Analysepipeline eingesetzt, um die individuelle Winterschlafphänologie zweier sympatrischer Fledermausarten zu bewerten. Unsere Studie basiert auf den Daten von mehr als 1.100 mit RFID-Transpondern versehenen Wasserfledermäusen (Myotis daubentonii) und Fransenfledermäusen (Myotis nattereri), die über einen Zeitraum von sieben Jahren in einem Winterquartier in Deutschland gesammelt wurden. Mithilfe linearer gemischter Modelle analysierten wir art-, geschlechts- und altersspezifische Unterschiede in Bezug auf Einflug, Ausflug und die Dauer des längsten ununterbrochenen Aufenthalts im Winterquartier.

Ergebnisse

Insgesamt flogen Wasserledermäuse früher in das Winterquartier ein und kamen später heraus als Fransenledermäuse, was zu einer fast doppelt so langen Überwinterungsdauer führte. Bei beiden Arten flogen die erwachsenen Weibchen früher ein und kamen später aus dem Winterquartier heraus als die erwachsenen Männchen. Die Dauer des Winterschlafs war bei Jungtieren kürzer als bei erwachsenen Tieren, mit Ausnahme der erwachsenen männlichen Fransenfledermäuse, deren Winterschlafdauer von allen Arten am kürzesten war. Schließlich unterschieden sich die Überwinterungszeiten von Jahr zu Jahr, aber die jährlichen Schwankungen bei den Einflug- und Ausflugzeiten waren bei beiden Arten nicht gleich stark ausgeprägt.

Schlussfolgerungen

Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass selbst bei sympatrischen Arten und über alle Geschlechts- und Altersklassen hinweg der Zeitpunkt des Winterschlafs durch die Umweltbedingungen unterschiedlich beeinflusst werden kann. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, bei der Untersuchung der Auswirkungen von Umweltveränderungen auf die Phänologie der Überwinterung individuelle Informationen zu berücksichtigen.

 

Published: 28 January 2022
Meier, F., Grosche, L., Reusch, C. et al. Long-term individualized monitoring of sympatric bat species reveals distinct species- and demographic differences in hibernation phenology. BMC Ecol Evo 22, 7 (2022).
Download: https://doi.org/10.1186/s12862-022-01962-6