Der fledermausfreundliche Garten

 

 

Ein Beitrag von Ralf Hilzinger, Esslinger Str. 27, 73776 Altbach ( AK Fledermaus im Nabu B-W.)

Grundlage für einen fledermausfreundlichen Garten ist die Erkenntnis, daß die heimischen Insekten meist stark spezialisiert sind, was ihre Nahrung anbelangt. Viele Insekten sind Vegetarier, die ganz bestimmte Nahrungspflanzen für die Entwicklung brauchen.

Dabei kommt es nicht vordergründig darauf an, möglichst nur nachts blühende Pflanzen für Nachschmetterlinge anzupflanzen, sondern vielmehr sind die Nahrungspflanzen der Larven unserer Insekten hier von Bedeutung. Manche Nachtfalter nehmen als Schmetterling gar keine Nahrung mehr auf. Die Raupen dagegen sind beinahe unersättlich. Wer in seinem Garten hierauf Rücksicht nimmt, wird ein reiches Insektenleben bekommen, und damit die Grundlage für zufriedene Fledermäuse schaffen.

Exemplarisch soll an einigen Beziehungen Pflanze – Insekt dargestellt werden, welche Elemente einen fledermausfreundlichen Garten charakterisieren.

Selbstverständlich ist der vollständige Verzicht auf den Einsatz von Gift im Garten.

Die angeführten Pflanzen und ihre zugehörigen Insekten stellen nur einen winzigen Ausschnitt aus der großen Vielfalt von Beziehungen in der heimischen Natur dar. Es konnten nur wenige Pflanzen ausgewählt werden, und von deren „Ökotross“ dann auch wieder nur einzelne Insekten.

So leben auf der Eiche über 400 verschiedene Insektenarten, auf der Schlehe über 150. Bei der Durchsicht der Literatur (EBERT) fiel auf, dass zumindest bei Schmetterlingen drei Pflanzenarten besonders oft als Raupennahrungspflanze allein oder in Kombination mit anderen genannt werden: Salweide, Schlehe und Brennnessel. Mit diesen Pflanzen schaffen Sie schon mal eine sehr gute Ausgangsbasis für die heimischen Insekten in Ihrem Garten.

Die Abhängigkeit einzelner Insektenarten von bestimmten heimischen Pflanzenarten variiert teilweise von Naturraum zu Naturraum und manchmal auch abhängig vom Entwicklungsstadium des Insekts. Strukturreichtum, extensive Bewirtschaftung und viele standortgerechte heimische Pflanzen lassen den Insekten die Wahl und am Ende den Fledermäusen. Zu berücksichtigen ist in jedem Garten, wie viel Platz zur Verfügung steht. Eine Eiche paßt nicht in jeden Garten. Ein Beet mit Mädesüß muss auf feuchtem bis nassem Boden angelegt werden. So sind auch die unterschiedlichen geologischen Bedingungen bei der Auswahl der Pflanzen von Bedeutung.

  • Eiche (Quercus robur /Quercus petraea): Maikäfer (Melolontha sp.), Weißdornspinner (Trichiura crataegi)
  • Haselnuss (Corylus avellana): Maikäfer (Melolontha sp.)
  • Salweide (Salix caprea): Maikäfer (Melolontha sp., Brauner Bär (Arctia caja), Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia),
  • Weidenbohrer (Cossus cossus), Nagelfleck (Aglia tau)
  • Apfelbaum (Malus domestica): Maikäfer (Melolontha sp.), Weidenbohrer (Cossus cossus), Nagelfleck (Aglia tau)
  • Birnbaum (Pyrus communis): Maikäfer (Melolontha sp.), Weidenbohrer (Cossus cossus)
  • Kirschbaum (Prunus avium): Maikäfer (Melolontha sp.), Beerenwanze (Dolycoris baccarum), Nagelfleck (Aglia tau)
  • Schlehe (Prunus spinosa): Brauner Bär (Arctia caja), Weißdornspinner (Trichiura crataegi), Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia), Kupferglucke (Gastropacha quercifolia)
  • Weißdorn (Crataegus sp.): Weißdornspinner (Trichiura crataegi)
  • Brombeere (Rubus fruticosus): Saumwanze (Coreus marginatus)
  • Himbeere (Rubus idaeus): Brauner Bär (Arctia caja), Spanische Flagge (Callimorpha quadripunctaria)
  • Mädesüß (Filipendula ulmaria): Brauner Bär (Arctia caja), Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia)
  • Kreuzdorn (Rhamnus catharticus): Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni)
  • Faulbaum (Frangula alnus): Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni), Kupferglucke (Gastropacha quercifolia)
  • Ampfer (Rumex sp.): Saumwanze (Coreus marginatus)
  • Brennessel (Urtica dioica): Brauner Bär (Arctia caja), Kleiner Fuchs (Aglais urticae)
  • Wiesensalbei (Salvia pratensis): Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia), Spanische Flagge (Callimorpha quadripunctaria)
  • Ackerwitwenblume (Knautia arvensis): Skabiosenschwärmer (Hemaris tityus)
  • Jelängerjelieber, Echtes Geißblatt (Lonicera caprifolium): Nektarspender für Skabiosenschwärmer u.a. Nachtfalter.
  • Komposthaufen: Microchrysa polita (Fliege ohne deutschen Namen)

In der folgenden Liste finden Sie eine gelungene Pflanzenmischung für einen insektenfreundlichen Fledermausgarten:

Jelängerjelieber Lonicera caprifolium | Duftgeißblatt Loniera pehclymenum | Holunder Sambucus nigra | Gemeiner Schneeball Viburnum opulus | Salweide Salix caprea | Liguster Ligustrum vulgäre | Rote Heckenkirsche Lonicera xylosteum | Apfelrose Rosa rugosa | Bibernell – Rose Rosa pimpinellifolia | Schnittlauch Allium schoenoprasum | Garten-Salbei Salvia officinalis | Wilder Majoran Origanum vulgäre | Borretsch Borago officinalis | Minze Mentha spec. | Melisse Melissa officinalis | Seifenkraut Saponaria officinalis | Ziertabak Nicotiana allata | Gartenreseda Redesa odorata | Gewöhnliche Nachtkerze Oenothera biennis | Gemeine Nachtviole Hesperis matronalis | Immergrün Vinca minor | Aufgeblasenes Leimkraut Silene vulgaris | Duft-Nachtkerze Oenothera odorata  (missouriensis) | Phlox rot-weiß oder pink Phlox paniculata Hybr. | Wegwarte Cichorium intybus | Weidenröschen Epilobium angustifolium | Türkenbundlilie Lilium martagon | Ausdauerndes Silberblatt Lunaria redivia | Rote Lichtnelke Melandrium rubrun | Tag Lichtnelke Silene dioica | Königslilie Lilium regale | Taglilie Hemerocallis citrina | Goldlack Cheiranthus cheirii | Acker-Leimkraut Silene noctiflora | Nickendes Leimkraut Silene nutans | Abendlevkoje Matthiola incana