Anbringen von Kästen ist keine Ersatzmaßnahme!

Fledermauskästen gibt es in verschiedenen Ausführungen. Sie sind natürlichen Baumhöhlen oder Spaltverstecken hinter abstehender Rinde nachempfunden. Da gibt es runde Typen, die eine alte nach oben ausgefaulte Spechthöhle nachbilden und flache Typen, die Spaltverstecke bilden.

Beide Typen werden durchaus gerne von Fledermäusen angenommen. Sie nutzen dieses zusätzliche Angebot an Unterkünften. Es dauert aber meiste einige Jahre – die Tiere müssen die Fledermauskästen erst entdecken. Für wissenschaftliche Untersuchungen, z. B. bei Beringungen, Transponderungen oder Erforschung des Sozialverbandes, kann man der Tiere in den Kästen relativ leicht habhaft werden.

Fledermauskästen müssen aber regelmäßig gewartet werden (mindestens einmal jährlich), da andere Höhlenbewohner (Vögel, Waldmäuse, Schläfer) diese ebenfalls nutzen, dabei mit Nestmaterial zubauen und somit für die Fledermäuse unbenutzbar machen. Zudem verschwinden Kästen regelmäßig im Wald entweder durch Diebstahl, Vandalismus oder Forstmaßnahmen.Im Fledermausschutz werden die Fledermauskästen gerne verwendet. Dies ist eine wichtige Nachweismethode für die versteckt lebenden Tiere. Es setzt aber eben eine intensive Betreuung voraus.

Dem Anbringen von Fledermauskästen folgt unbedingt eine intensive Betreuung. Foto: Christian Giese

Dem Anbringen von Fledermauskästen folgt unbedingt eine intensive Betreuung. Foto: Christian Giese

Bei Planungsvorhaben werden Fledermauskästen gerne als Ersatz für durch Eingriffe verschwindende Wälder oder Einzelbäume vorgeschlagen. Dieses ist aus Sicht des Fledermausschutzes absolut falsch. Es ist verständlich, dass Gutachter dieses gerne vorschlagen – ist es doch so einfach, ein paar Kästen in den Wald zu hängen und fertig. Der Verlust eines alten Baumes oder Baumbestand lässt sich aber nicht so einfach ausgleichen. Ehrlicherweise muss man hier sagen, dass ein Baum erst nach vielen Jahren die Funktion eines Fledermausquartierbaumes erfüllen kann. Er benötigt eine entsprechende Dicke. Und das dauert halt mal 100 Jahre, bis ein Baum so groß ist. Die Fledermauskästen sind für Fledermäuse nicht ganzjährig nutzbar, wie es die Baumhöhlen sind, den Kästen fehlt die Isolierung. Zudem nehmen nicht alle Fledermausarten die Kästen als Ersatzquartier an. Einige Arten nutzen praktisch fast nur natürliche Höhlen, wie z.B. die Mopsfledermaus oder die Wasserfledermaus. Was im Klartext bedeutet: Quartierbaum weg – Fledermäuse weg!

Nicht alle Fledermausarten nehmen Kästen als Ersatzquartier an. Einige Arten nutzen praktisch fast nur natürliche Höhlen. Was im Klartext bedeutet: Quartierbaum weg – Fledermäuse weg! Foto: Christian Giese

Nicht alle Fledermausarten nehmen Kästen als Ersatzquartier an. Einige Arten nutzen praktisch fast nur natürliche Höhlen. Was im Klartext bedeutet: Quartierbaum weg – Fledermäuse weg! Foto: Christian Giese

Ein weiterer nicht zu unterschätzender Grund für unsere Ablehnung ist die fehlende Erfahrung der die Kästen anbringenden Menschen. Man kann Kästen sehr leicht falsch anbringen. Zudem ist es nicht so einfach die geeigneten Typen zu finden. Das ist dann nur Geldverschwendung, weil die Kästen niemals von Fledermäusen angenommen werden – von Ersatz kann also keine Rede sein. Und die notwendige langjährige Nachbetreuung ist bei den Kästen, die im Rahmen von Planungsvorhaben aufgehängt werden, ja meist auch nicht gegeben.

Das bedeutet, dass das Aufhängen von Fledermauskästen keinen Ersatz im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes darstellen kann! Und der Nachweis, dass die Fledermäuse die Kästen angenommen haben – im Sinne der vorgezogenen Ersatzmaßnahmen – ist auch nur schwer zu erbringen.

Dr. Carsten Trappmann
LFA Fledermausschutz NRW

Nachfast zehn Jahren haben Große Abendsegler diesen Flachkasten angenommen. Foto Christian Giese

Nachfast zehn Jahren haben Große Abendsegler diesen Flachkasten angenommen. Foto Christian Giese