Wo überwintern Breitflügelfledermäuse?

Die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) ist eine der größeren Fledermausarten in den Niederlanden, die sich fast ausschließlich in Gebäuden aufhält. Im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Fledermausarten werden Breitflügelfledermäuse nur selten während im Winter gefunden, so dass für die Niederlande keine zuverlässigen Beobachtungsdaten vorliegen. Dennoch ist diese Art im Rückgang begriffen, was möglicherweise auf die mangelnden Kenntnisse über die Winterökologie der Art zurückzuführen ist: Es ist weitgehend unbekannt, wo Breitflügelfledermäuse überwintern und wie ihre Überwinterungsquartiere beschaffen sind. Um diese Wissenslücke zu schließen, wurde zwischen September 2020 und Juli 2021 im nördlichen Limburg (Niederlande) eine Radio-Tracking-Studie durchgeführt.

Insgesamt wurden 20 Individuen aus einem Wochenstubenquartier in der Sint-Matthias-Kirche in Castenray mit Netzen gefangen und mit einem Lotek NTQB-4-2S Funkhalsband markiert. Anschließend wurde in der Umgebung nach Breitflügelfledermäusen gesucht, und zwar durchschnittlich einmal pro Woche. Dabei wurden 20 Winterquartiere von insgesamt 17 Individuen gefunden. Im Durchschnitt wurden zwei bis drei „Zwischenquartiere“ genutzt, die möglicherweise für die Fortpflanzung wichtig sind. Die Gebäude- und Winterquartiermerkmale wurden während des Zeitraums der längsten Inaktivität (d. h. keine Bewegung zu einem anderen Schlafplatz) erfasst.

Die Winterquartiere befanden sich ausschließlich in Gebäuden in einer durchschnittlichen Entfernung von 3,9 km (Spanne 0-8,8 km) zum Wochenstubenquartier, wo die Tiere höchstwahrscheinlich einzeln überwinterten. Bei 45 % der Gebäude mit Winterschlafplätzen handelte es sich um Doppelhaushälften, 40 % um Einfamilienhäuser, 10 % um Schuppen und 5 % um eine Kirche.

Breitflügelfledermäuse überwinterten überwiegend (80 %) in Hohlwänden (hauptsächlich in < 2 m Höhe über dem Boden), und 20 % verbrachten den Winter unter einem Dachraum, oder der genaue Aufenthaltsort war unklar. Die meisten Winterquartiere befanden sich in ungedämmten Hohlwänden, aber wenn eine Dämmung vorhanden war, handelte es sich um eine Dämmung, die beim Bau angebracht wurde. Im Gegensatz zu Hohlwänden, die nachträglich gedämmt werden, bieten solche Wände immer einen „freien“ Raum von mehreren Zentimetern.

Gebäude mit Winterquartieren befanden sich hauptsächlich in den Dorfzentren (55 %), in den Randgebieten der Dörfer (35 %) und in ländlichen Gebieten (10 %). Die meisten Gebäude waren zwischen 1950 und 2000 (65 %), vor 1950 (25 %) oder nach 2000 (10 %) errichtet worden. Es wurde festgestellt, dass sich die Winterquartiere häufig in Hohlräumen der Giebelwände der Gebäude befanden, möglicherweise weil diese Quartiere über überhängende Dachziegel zugänglich waren.

Auf der Grundlage dieser Studie kann der Schluss gezogen werden, dass Breitflügelfledermäuse für die Überwinterung auf Gebäude (insbesondere solche mit offenen Hohlwänden) angewiesen sind, zumindest in den Niederlanden und damit wahrscheinlich in ganz Nordwesteuropa. Räumliche Eingriffe wie die Wärmedämmung von Hohlwänden als Teil von anstehenden und groß angelegten Maßnahmen zur energetischen Sanierung, insbesondere wenn sie im Winter durchgeführt werden, stellen daher eine große Gefahr für den Fortbestand der Population von Breitflügelfledermäusen dar.

Quelle: 
Verhees, Joris & Hoof, Paul & Lemmers, Pim & Hoogerwerf, Gert & Molenaar, Thijs & Janssen, René & Jeucken, Jan (2023). Waar overwinteren Laatvliegers (Eptesicus serotinus)? Zenderonderzoek naar winterverblijfplaatsen en karakteristieken. 112. 119-126.

Link zur Studie: https://www.researchgate.net/

Energetische Sanierung gefährdet Teichfledermäuse

In ihrem gesamten Verbreitungsgebiet gilt die Teichfledermaus als seltener Habitatspezialist mit abnehmender Tendenz, weshalb sie von der IUCN als „stark gefährdet“ eingestuft wird.

21 Jahre Forschungsarbeit zeigen, dass der Bestand der Teichfledermäuse in den Niederlanden stetig abnimmt. Von etwa 12.000 Tieren im Jahr 1994 sind heute noch schätzungsweise 8.000 verblieben. Die Ursache liegt den Forschern zufolge vor allem in der energetischen Sanieung von Gebäuden, wodurch der Lebensraum in den Hohlräumen unter den Dachziegeln verloren geht.

Bei den heute in den Niederlanden lebenden Teichfledermäusen handelt es sich fast ausschließlich um weibliche Tiere, die im Herbst und Winter nach Deutschland und Belgien ziehen, um sich dort mit Männchen zu paaren. Teichfledermäuse leben in Kolonien und benötigen Quartiere mit unterschiedlichen Temperaturbereichen. Je nach Nahrungsangebot wachsen ihre Jungen schneller oder langsamer; ein warmer Ort ist für schnelles Wachstum ideal, ein kühler Ort hingegen führt zu langsamen Wachstum. Die Teichfledermaus ist eine europaweit streng geschützte Art, daher fordern Forscher spezielle Quartiere für deren Entwicklung aber die Zeit fehlt. Es sollte daher bei Sanierungen in Wohngebieten mit bekannten Kolonien mindestens ein Quartier bis zum Ende der Renovierungsarbeiten ungestört bleiben, damit die Kolonie dort überleben kann.

Anne-Jifke Haarsma Stichting Ecologisch Vleermuis Onderzoek Nederland, ahaarsma@dds.nl
René Janssen Stichting Ecologisch Vleermuis Onderzoek Nederland, anomalus@gmail.com

Download: https://stichtingsevon.nl/wp-content/uploads/2022/01/Woningisolatie-bedreigd-de-Meervleermuis-De-Levende-Natuur.pdf

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