Ein Aktionsplan für den Kleinabendsegler

In einem aktuellen Forschungsprojekt soll auf Basis von neuen Untersuchungen zur Verbreitung, Populationsstruktur und zum Zugverhalten des Kleinabendseglers (Nyctalus leisleri) ein Arten-Aktionsplan entwickelt werden.

Gemäß FFH-Bericht 2019 weist der Kleinabendsegler in Deutschland einen ungünstig-unzureichenden Erhaltungszustand mit teilweise rückläufigem Bestandstrend auf. In der Roten Liste Deutschland wird die Art in der Kategorie D, Daten defizitär, eingestuft. Es gibt erhebliche Wissenslücken, wie sich die Wochenstuben-, Paarungs- und Überwinterungsgesellschaften der Art zusammensetzen, wie genau der Kleinabendsegler verbreitet ist und welche Zugwege genutzt werden. Aufgrund dieser Wissenslücken ist es aktuell nur schwer möglich, Bestandstrends des Kleinabendseglers einzuschätzen und ein geeignetes Schutzprogramm festzulegen. Gleichwohl wird vermutet, dass der Kleinabendsegler etwa durch Habitatverluste und Kollisionsrisiken an Windkraftanlagen aktuell besonders gefährdet ist.

In dem Forschungsprojekt „Erstellung eines Arten-Aktionsplans für den Kleinabendsegler“ sollen Kenntnislücken zur Ökologie des Kleinabendseglers gefüllt werden. Aufgebaut wird dabei auf den Ergebnissen langjähriger Beringungen in Kastengebieten und genetischen Populationsstrukturanalysen. Diese zeigten bereits, dass sich die genetische Struktur von Wochenstuben und Winterkolonien im gleichen Gebiet deutlich unterscheidet. Im laufenden Projekt werden weitere genetische Proben in Wochenstuben-, Paarungs- und Überwinterungsgebieten in ganz Deutschland und dem europäischen Ausland gesammelt und analysiert, um die Populationsstruktur besser zu verstehen. Außerdem soll das Wissen zur Verbreitung der Art durch Datenrecherchen und Workshops zusammengetragen werden. Durch gezielte Kastenkontrollen während milder Tage im Winter soll insbesondere die Winterverbreitung der Art genauer untersucht werden. Anhand von Fang-Wiederfang-Modellierungen aus Beringungsdaten werden Bestandstrends analysiert und ein Monitoringprogramm entwickelt. Außerdem sollen Tiere beim Wegzug aus Sommer- und Wintergebieten telemetriert werden, um die Zugwege zu untersuchen. Dazu werden neuartige Sender verwendet, die durch das Mobilfunknetz registriert werden und sich besonders für die Untersuchung von Zugverhalten eignen.

Die Ergebnisse werden genutzt, um in einem Arten-Aktionsplan Schutz- und Förderungsmaßnahmen für den Kleinabendsegler in Sommer-, Paarungs- und Überwinterungshabitaten sowie auf den Zugstrecken zu erarbeiten. Das Projekt wird durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert und läuft bis Dezember 2025.

Wir freuen uns über Ihre Mithilfe!
Für die Themen „Verbreitung“ und „Populationsstruktur“ ist das Projekt auf eine breite Kooperation mit den Fledermauskundlern in Deutschland angelegt. Bitte melden Sie sich bei uns, wenn Sie z.B. Kastengebiete betreuen und Winterkontrollen durchführen oder genetische Proben nehmen möchten!

Weitere Infos: www.researchgate.net/project/Leisleri-Project

Johanna Hurst1, Martin Biedermann², Robert Brinkmann1, Markus Dietz³, Inken Karst², Annette Kohnen1 & Wigbert Schorcht²
1 Freiburger Institut für angewandte Tierökologie (FrInaT)
2 NACHTaktiv – Biologen für Fledermauskunde
3 Institut für Tierökologie und Naturforschung (ITN)