F+E Vorhaben: Auswirkungen des Insektenrückgangs auf Fledermäuse

Am Beispiel der vom Aussterben bedrohten Fledermausart Graues Langohr wird der Insektenrückgang und seine Wirkung auf Fledermäuse thematisiert und für die Naturschutzpraxis praxisorientiert dargestellt.

Hintergrund

Die insektenfressenden Fledermäuse sind Endglieder der Nahrungskette und auf eine ausreichende Dichte an Beutetieren angewiesen. Nur so können sie in den wenigen Sommermonaten genug Nahrung für sich und die Jungen finden und vor dem Winterschlaf ausreichend Depotfett speichern, um erfolgreich zu überwintern. Durch den Rückgang der Insekten in der Landschaft ist zu erwarten, dass sich die reduzierte Beutetierdichte ungünstig auf Fledermausvorkommen auswirkt. Untersucht werden soll dies am Beispiel des Grauen Langohrs (Plecotus austriacus), einer Fledermausart, die eng an die offene Kulturlandschaft gebunden ist.

Das Projekt

Am Beispiel der vom Aussterben bedrohten Fledermausart Graues Langohr soll untersucht werden, wie sich der Insektenrückgang in der offenen Kulturlandschaft auf Fledermäuse auswirkt. Auf Grundlage der Ergebnisse sollen Schutzmaßnahmen empfohlen werden, durch deren Umsetzung in der Landschaft die Situation verbessert werden kann. Untersucht wird in drei Schwerpunktgebieten von Wochenstubenkolonien in Hessen, Thüringen und Baden-Württemberg.

Die Projektumsetzung erfolgt über vier Arbeitspakete:

  • Ermittlung der Gesamtverbreitung in Deutschland und Einrichtung eines (wiederkehrenden) Expertenworkshops.
  • Durchführung von Telemetriestudien in drei Wochenstubenkolonien zur Ermittlung von relevanten Kernjagdgebieten und deren Abhängigkeit von der Landschaftsausstattung.
  • Ermittlung des Beutetierspektrums mittels manueller und DNA-Barcoding – Analysen von Kotpellets über die gesamte Saison hinweg.
  • Berechnung des Mindestnahrungsbedarfs des Grauen Langohrs.

Im Ergebnis sollen in einem Leitfaden die Situation des Grauen Langohrs in Deutschland zusammengestellt und analysiert sowie Empfehlungen für Schutzmaßnahmen für die Art und für deren Umsetzung formuliert werden.

Weitere Informationen:
https://www.bfn.de/projektsteckbriefe/auswirkungen-des-insektenrueckgangs-auf-fledermaeuse

Ohne Abschaltzeiten: Viele Schlagopfer an alten Windenergieanlagen

An Windenergieanlagen (WEA) versterben regelmäßig Fledermäuse seltener und geschützter Arten, sofern deren Betrieb in Zeiten hoher Fledermausaktivität nicht zeitweise eingestellt wird. Ein Wissenschaftsteam unter Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) führte nun eine beispielhafte Zählung der Schlagopferzahlen durch eine systematische Erfassung von Fledermauskadavern unter alten Anlagen durch, die ohne Auflagen zum Fledermausschutz betrieben werden. In zwei Monaten kamen pro WEA durchschnittlich 70 Fledermäuse zu Tode. Auch wenn diese Zahlen nicht eins-zu-eins auf alle 20.000 alten Anlagen in Deutschland übertragen werden könnten, ergäbe sich ein erheblicher Handlungsbedarf. Der Betrieb alter Anlagen müsste dem aktuellen Regelwerk angepasst werden, argumentieren die Autor:innen in einem Aufsatz in der Fachzeitschrift „Global Ecology and Conservation“.

Der Betrieb von Windenergieanlagen (WEA) zur Stromerzeugung hat unerwünschte Nebenwirkungen auf die Tierwelt, denn an den Rotoren versterben regelmäßig Fledermäuse seltener und geschützter Arten, wie dem Großen Abendsegler (Nyctalus noctula) oder der Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii). Die Verluste an den WEA tragen zu Bestandsrückgängen bei. Dieses gravierende Problem wird bei neuen WEA durch das zeitweise Abschalten der Anlagen bei hoher Fledermausaktivität berücksichtigt – jedoch erst seit gut zehn Jahren. Ältere WEA, also etwa 75% aller derzeit in Deutschland in Betrieb befindlichen Onshore-Anlagen, sind bisher von solchen Auflagen nicht betroffen. „Da wir wissen, dass diese Auflagen das Schlagrisiko an Windenergieanlagen für die Tiere tatsächlich nennenswert senken, müssen wir von erheblichen Schlagopferzahlen vor allem an unregulierten Anlagen und an Anlagen an ungünstigen Standorten ausgehen“, sagt PD Dr. Christian Voigt, Leiter der Abteilung für Evolutionäre Ökologie des Leibniz-IZW.

Voigt und seine Kolleginnen errechneten im Jahr 2021 beispielhaft die Schlagopferzahlen an einem seit 2001 laufenden Windpark mit drei Anlagen – mit dem unerfreulichen Ergebnis, dass in zwei Sommermonaten pro Anlage im Durchschnitt 70 Schlagopfer zu verzeichnen waren. Hochgerechnet auf die zwanzigjährige Laufzeit dieses Windparks muss von erheblichen Opferzahlen an diesem Windpark ausgegangen werden. Um diese präzisen Zahlen zu erlangen, sammelte das Wissenschaftsteam in den Monaten August und September Fledermaus-Schlagopfer an den drei WEA des Windparks westlich von Berlin. „Präzise Zählungen sind eine methodische Herausforderung, da wir aus zwei Gründen längst nicht alle Schlagopfer finden können“, führt Ko-Autorin Dr. Carolin Scholz aus. „Zum einen finden wir nur einen Bruchteil der Kadaver in der hohen Vegetation, zum anderen werden die Kadaver durch Füchse sowie Krähen- und Greifvögel relativ schnell wieder abgetragen.“ Jede einfache Zählung wäre daher eine massive Unterschätzung der tatsächlichen Schlagopferanzahlen. Das Team führte daher mit Mäusekadavern ein Experiment durch, um die Sucheffizienz zu ermitteln. Mäuse- und Fledermauskadaver haben eine ähnliche Größe und daher eine ähnlich hohe Wahrscheinlichkeit, gefunden zu werden. Darüber hinaus ermittelten sie, wie lange Mäusekadaver, die unter den Anlagen an Zufallsorten verteilt wurden, vor Ort verbleiben. „Wir konnten ermitteln, dass selbst erfahrene Suchteams nur eins von sechs (17%) Schlagopfern finden und dass knapp die Hälfte der Kadaver innerhalb von 24 Stunden von anderen Tieren entfernt wurden“, sagt Scholz. „Nach den 24 Stunden blieben nahezu alle verbliebenen Kadaver noch ungefähr eine Woche liegen, sodass wir einen sehr zuverlässigen Korrekturwert für unsere systematische Zählung im Abstand von im Mittel zwei Tagen generieren konnten.“

Mittels beider Korrekturwerte errechnete das Team eine Anzahl von 209 Schlagopfern an den drei Windenergieanlagen in den zwei Monaten während der Hauptzugzeit der Fledermäuse. Obschon die Anzahl von 70 Schlagopfern pro WEA und Jahr im Vergleich zu bisher bekannten Werten relativ hoch ist, sieht Christian Voigt diesen als konservativ an, da zum Beispiel Teile der Zugzeit nicht in den Untersuchungszeitraum fielen. Vermutlich ist der Standort des Windparks aus Sicht des Fledermausschutzes sehr ungeeignet, da viele Hecken und Gebüsch in der Nähe der Anlagen stehen. „Diese konservative Hochrechnung ist alarmierend genug, denn wir müssen davon ausgehen, dass in Deutschland an 20.000 nicht regulierten Anlagen im Laufe ihrer Lebensdauer sehr viele Schlagopfer zu verzeichnen sind“, so Voigt. „Dies ist bei gefährdeten Arten mit rückläufigen Bestandszahlen wie dem Großen Abendsegler nicht akzeptabel, zumal Fledermäuse durch vielerlei Rechtsgrundlagen auf nationaler und EU-Ebene streng geschützt sind.“

Die Autorinnen und Autoren plädieren daher dafür, dass der Betrieb alter Anlagen überdacht wird und dem aktuellen Regelwerk – beispielsweise im Hinblick auf verpflichtende Abschaltungen in Zeiten hoher Fledermausaktivität – angepasst wird. Bei alten Anlagen, die an besonders ungünstigen Standorten stehen, müsse auch ein Abbau in Erwägung gezogen werden, damit die Ziele der Energiewende zur Reduktion von Treibhausgasen bei der Energieproduktion nicht unverhältnismäßig auf Kosten der Artenvielfalt erreicht werden.

Quelle:
https://www.izw-berlin.de/de/pressemitteilung/alte-windenergieanlagen-ohne-abschaltzeiten-fordern-viele-schlagopfer-unter-geschuetzten-fledermausarten.html

Publikation:
Voigt CC, Kaiser K, Look S, Scharnweber K, Scholz C (2022): Wind turbines without curtailment produce large numbers of bat fatalities throughout their lifetime: A call against ignorance and neglect. Global Ecology and Conservation, Volume 37, 2022, e02149. DOI: 10.1016/j.gecco.2022.e02149

Lebensraum für Fledermäuse durch Windkraftanlagen eingeschränkt

Viele Fledermausarten migrieren jahreszeitlich über weite Strecken durch Europa und nutzen dabei die Küsten der Nord- und Ostsee als Korridore. Küsten sind auch geeignete Standorte für Windkraftanlagen, an denen Fledermäuse zu Tode kommen können. Eine Untersuchung des Raumnutzungsverhaltens von Großen Abendseglern in diesen Küstenregionen unter Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) zeigt nun, dass Windkraftanlagen im Küstenbereich den Lebensraum der Fledermäuse einschränken. Daher sollten bei der Ausweisung von Windeignungsgebieten verbliebene Refugien geschützt und neue Anlagen nicht in der Nähe von Jagdlebensräumen und Tagesquartieren aufgestellt werden, schlussfolgern die Wissenschaftler:innen in dem Aufsatz im „Journal of Environmental Management“. Der Ausbau der Windkraft in Deutschland könnte sonst nicht nur für heimische Tiere, sondern auch für migrierende Fledermäuse aus Nordosteuropa nachteilige Konsequenzen haben.

Viele Fledermäuse sind echte Europäer: Sie wandern im Rhythmus der Jahreszeiten von ihren Sommerlebensräumen in Nordosteuropa, in denen sie sich fortpflanzen, zu ihren Überwinterungsgebieten in den Beneluxstaaten, Frankreich und Nordspanien. Dabei legen sie bis zu 2.000 Kilometer zurück und lassen sich vermutlich durch günstige Winde tragen. Diese Winde, welche besonders stark und stet an der Küste wehen, sind auch besonders gut zur Erzeugung von Strom aus Windkraft geeignet. In einer Analyse der Raumnutzung untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Leitung des Leibniz-IZW nun, in welcher Weise Große Abendsegler (Nyctalus noctula) mit Windenergieanlagen (WEA) an Küstenstandorten interagieren. Da migrierende Fledermäuse einerseits streng geschützt sind, andererseits aber besonders häufig an WEA in Deutschland verunglücken, ist es wichtig zu wissen, wie Fledermäuse in einem solchen Ballungsgebiet der Windenergieproduktion geschützt werden können, sodass neben den Interessen des Klimaschutzes auch die Interessen des Artenschutzes berücksichtigt werden.

Das Team um PD Dr. Christian Voigt und Dr. Christine Reusch analysierte die Bewegungsdaten von 11 Großen Abendseglern, die sie in einem küstennahen Waldgebiet einfingen und mit miniaturisierten GPS-Einheiten ausstatteten. Die Mini-Sender fallen nach einigen Tagen von alleine von den Flattertieren ab. Die Auswertung zeigte, dass die Mehrzahl der Tiere die WEA auf eine Distanz von mehreren Kilometern mieden. „Einerseits ist das eine gute Nachricht, denn dies verhindert, dass sie an den Anlagen zu Tode kommen“, sagt Voigt, Leiter der Abteilung für Evolutionäre Ökologie am Leibniz-IZW. „Anderseits bedeutet dies auch, dass sie einen Großteil ihrer Lebensräume durch den Betrieb der WEA verlieren. Bei einem ungebremsten weiteren Ausbau der Windenergieproduktion entlang der Küsten könnte es für diese Nomaden der Lüfte kritisch werden.“

Die Bewegungsrouten der Fledermäuse zeigten, dass sich einige Tiere den WEA näherten. Dies geschah besonders häufig, wenn die WEA in der Nähe eines Fledermaus-Tagesquartiers, eines Bauernhofs oder eines Gewässers standen. Gerade Bauernhöfe außerhalb von Ortschaften und Gewässer schienen sie an WEA anzulocken, vermutlich wegen der vielen Insekten, die sie dort jagen konnten. Große WEA wurden von den Fledermäusen deutlich häufiger angeflogen als kleine WEA, dies könnte aber ein spezieller Effekt der darunter liegenden Landschaftsstruktur und der Lage der Windturbinen zu den Tagesquartieren und Jagdgebieten sein. Die vergleichsweise höhere Aktivität an großen WEA könnte den Tieren jedoch zum Verhängnis werden, denn der angestrebte Ausbau der Windenergieproduktion soll vor allem über große WEA mit einer höheren Energieleistung erfolgen.

„Unsere Empfehlung für den Küstenbereich ist insgesamt, WEA nur in ausreichendem Abstand zu Quartieren und zu Jagdlebensräumen zu bauen“, erklärt Christine Reusch, die das über die Deutsche Bundesstiftung Umwelt geförderte Projekt als Postdoc durchführte. „Wir müssen darüber nachdenken, wie wir die wertvolle Ressource ‚Luftraum‘ sowohl für die Windenergieproduktion als auch für den Artenschutz nutzen können. In einem derartig wichtigen Migrationsgebiet, wie es die norddeutsche Küste sowohl für Vögel als auch für Fledermäuse ist, muss der Ausbau der Windenergieproduktion besonders behutsam erfolgen. Die Dichte der Anlagen sollte nicht zu hoch bemessen werden, um noch Platz für die Migration der Fledermäuse und anderer Tiere zu lassen.“

Deutschland spielt aufgrund seiner zentralen geografischen Lage in Europa eine wichtige Rolle beim Schutz migrierender als auch residenter Fledermausarten. Diese sind nach nationalem und EU-Recht streng geschützt. Außerdem hat sich Deutschland als Unterzeichner der relevanten UN-Konvention dem Schutz migrierender Tiere verpflichtet. Der Ausbau der Windenergieproduktion entlang der Küsten könnte zu weiteren beträchtlichen Lebensraumverlusten für migrierende Fledermäuse führen und dadurch deren Wanderung behindern. Bislang wird der weiträumige Lebensraumverlust beim Bau von WEA im Offenland nicht bewertet oder gar kompensiert. Um der bestehenden Gesetzgebung zu folgen, müsste dieser Lebensraumverlust eigentlich in die Genehmigungsverfahren und Planung von Windeignungsgebieten einbezogen werden, so das Fazit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dass Fledermäuse wie auch Vögel an Windkraftanlagen in nennenswerter Anzahl zu Tode kommen, stelle ein Hemmnis beim Ausbau der Windenergieproduktion dar; Biodiversitätsschutz und Klimaschutz seien jedoch gleichrangige Ziele, die gemeinsam bedacht und umgesetzt werden müssen.

Quelle:
https://www.izw-berlin.de/de/pressemitteilung/konflikt-um-die-lufthoheit-onshore-windkraftanlagen-schraenken-migrierende-fledermaeuse-in-ihrem-lebensraum-ein.html

Publikation: 
Reusch C, Lozar M, Kramer-Schadt S, Voigt CC (2022). Coastal onshore wind turbines lead to habitat loss for bats in Northern Germany. Journal of Environmental Management. DOI: 10.1016/j.jenvman.2022.114715

Windräder in Wäldern verdrängen Waldfledermäuse

Da im Zuge der Energiewende mehr Windenergieanlagen (WEA) installiert und Abstandsregeln zu Siedlungen verschärft wurden, sind geeignete Standorte schwerer zu finden. Daher werden WEA immer häufiger auch in Wäldern errichtet – zum Nachteil für Waldspezialisten unter den Fledermäusen. In einer neuen Untersuchung wies ein Forschungsteam unter Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) nach, dass solche Fledermäuse, die unterhalb der Baumkrone nach Nahrung suchen, zwar kein erhöhtes Risiko haben, an solchen Anlagen zu verunglücken, diese Fledermäuse aber über hunderte von Metern Abstand zu solchen Windkraftanlagen halten. Waldstandorte sollten daher entweder gar nicht oder nur in Ausnahmefällen mit beauflagten Ausgleichsmaßnahmen zum Schutz von Waldfledermäusen genutzt werden, so das Team in einem Aufsatz im „Journal of Applied Ecology.“

Weltweit werden immer mehr Windkraftanlagen aufgestellt, um die Ziele der nationalen Klimastrategien zu erreichen. In Deutschland sind derzeit ungefähr 30.000 WEA auf dem Festland in Betrieb. Die offenen Flächen, auf denen Windkraftanlagen in der Nähe von Städten und Dörfern geduldet werden, sind jedoch begrenzt. Deshalb werden immer häufiger Windkraftanlagen in Wäldern errichtet. „Wälder sind sensible Ökosysteme und wertvolle Lebensräume für viele seltene und geschützte Fledermausarten“, sagt PD Dr. Christian Voigt, Leiter der Abteilung für Evolutionäre Ökologie am Leibniz-IZW. „Windkraftanlagen in Wäldern können Fledermäusen in mehrfacher Hinsicht Probleme bereiten. Fledermäuse, die oberhalb der Baumkronen nach Insekten jagen, können direkt an den Anlagen getötet werden, durch Kollision mit Rotorblätter oder einfach durch die erheblichen Druckunterschiede, die sie nicht überstehen können. Fledermäuse, die in der Vegetation unter den Baumkronen jagen, verlieren durch die Rodungen einen Teil ihres Lebensraums.“ Auch im weiteren Umfeld von Windkraftanlagen und Rodungen könne sich ihr Lebensraum verschlechtern, wenn sie durch den Betrieb der Anlagen gestört werden.

Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen von der Phillips-Universität Marburg und der Christian-Albrechts-Universität Kiel untersuchte Voigt und seine Studentin vor allem jene Fledermäuse, die unterhalb der Baumkrone im Schutz der Vegetation nach Nahrung suchen. Dazu erfassten sie an 24 Waldstandorten in Hessen die Aktivität von Fledermäusen in verschiedenen Abständen zu den Windkraftanlagen mit Hilfe von Ultraschalldetektoren. Die aufgenommenen Rufe ordneten die Wissenschaftler:innen drei Gruppen von Fledermäusen zu. Erstens jene, die in offenem Gelände (z.B. über den Baumkronen) auf Nahrungssuche gehen, zweitens die Arten, die an Randstrukturen jagen und drittens die Spezialisten für Nahrungssuche auf engen Räumen, also beispielsweise Waldspezialisten unterhalb des Kronendachs wie die Fledermäuse der Gattungen Mausohren (Myotis) oder Langohrfledermäuse (Plecotus). „Wir stellten fest, dass diese Waldspezialisten in der Nähe von Windkraftanlagen deutlich weniger aktiv sind, insbesondere in der Nähe von Turbinen mit großen Rotoren, sowie in den Hochsommermonaten“, sagt Voigt. Ab einer Entfernung von 450 Metern nimmt die Aktivität dieser Fledermäuse in Richtung der Anlagen um fast 50 Prozent ab.

Windkraftanlagen an Waldstandorten stellen somit nicht nur eine Bedrohung für solche Fledermäuse dar, die oberhalb der Baumkronen nach Insekten jagen, sondern beeinträchtigen auch den Lebensraum für Fledermäuse, die unterhalb der Baumkrone in den Wäldern leben und dort nach Insekten jagen. „Waldspezialisten sind daher keine typischen Schlagopfer, ihr Lebensraum und ihr Aktivitätsradius ist dennoch deutlich eingeschränkt in einem Umkreis von mehreren Hundert Metern um eine Anlage“, schließt Voigt.

Die Autor:innen empfehlen daher, Windkraftanlagen nicht in Wäldern, sondern in der offenen Landschaft aufzustellen und insbesondere naturnahe Wälder mit einer abwechslungsreichen Vegetationsstruktur als Standorte zu vermeiden. Müssten Windkraftanlagen dennoch in Wäldern errichtet werden, dann sind Maßnahmen zum Ausgleich essenziell. Ein Teil dieser Ausgleichsmaßnahmen sollte es sein, eine entsprechend große Waldfläche für die Waldfledermäuse aus der intensiven Waldbewirtschaftung zu nehmen, damit der durch den Betrieb der Anlagen verursachte Lebensraumverlust ausgeglichen werden kann.

Publikation

Ellerbrok J, Delius A, Peter F, Farwig N, Voigt CC (2022): Activity of forest specialist bats decreases towards wind turbines at forest sites. Journal of Applied Ecology. DOI: 10.1111/1365-2664.14249.

Städtische Gebiete können Rückzugsgebiet für Fledermäuse sein

Daten von Bürgerwissenschaftler:innen über Berlin zeigen, dass städtische Gebiete ein Rückzugsgebiet für Fledermäuse sein können

Die Verstädterung stellt eine erhebliche Bedrohung für Fledermauspopulationen auf der ganzen Welt dar, insbesondere durch künstliches Licht während der Nacht und die Verringerung des Lebensraums und Nahrungsangebots. Unter bestimmten Voraussetzungen können jedoch Flächen innerhalb von Ballungsräumen für Fledermäuse geeignet sein, so dass ein entsprechender Umgang mit diesen Flächen zum Fledermausschutz beitragen kann. Ein Wissenschaftsteam des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) identifizierte mit der Unterstützung von mehr als 200 Berliner Bürgerwissenschaftler:innen diese Bedingungen und erforschte, wie sie sich auf die Verbreitung und Häufigkeit von Fledermausarten auswirken. Das Team kommt zu dem Schluss, dass bereits ein geringes Maß an nächtlichem künstlichem Licht für alle Fledermäuse in Städten nachteilig ist, für viele ist darüber hinaus der Zugang zu Vegetation und Gewässern wichtig. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen sind in der Fachzeitschrift „Environmental Pollution“ veröffentlicht.

Der Verlust der biologischen Vielfalt gefährdet wichtige Ökosystemfunktionen und damit die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen in einer Größenordnung, die mit anderen Prozessen des globalen Wandels wie dem Klimawandel vergleichbar ist. Zu den Hauptursachen für den Verlust biologischer Vielfalt gehören der Verlust und die Verschlechterung von Lebensräumen. Hier spielen Landwirtschaft und Holzeinschlag eine wichtige Rolle, aber auch die Verstädterung, die eine dramatische Umwandlung von natürlichen in extrem vom Menschen überformte (anthropogene) Landschaften bewirkt. Diese Prozesse haben schwerwiegende nachteilige Auswirkungen auf viele der über 1.400 Fledermausarten, die einen erheblichen Anteil der gesamten Säugetiervielfalt ausmachen. „Für den Fledermausschutz ist es wichtig, mehr über die Bedingungen zu erfahren, die sich positiv oder negativ auf Fledermäuse in diesen unterschiedlichen Ökosystemen – auch in Städten – auswirken“, sagt Daniel Lewanzik, Wissenschaftler in der der Leibniz-IZW-Abteilung Evolutionäre Ökologie. Lewanzik und seine Kolleg:innen arbeiteten mit mehr als 200 Bürgerwissenschaftler:innen zusammen, um die Ultraschallrufe von fünf Fledermausarten bis zu sechs Mal im Laufe von zwei Jahren an 600 Stellen in Berlin aufzuzeichnen. „Mit diesem großen Datensatz konnten wir untersuchen, welche Eigenschaften der urbanen Landschaft die Anwesenheit von Fledermäusen beeinflussen. Darüber wollten wir verstehen, wie man diese Umgebungen so verbessern kann, dass Fledermauspopulationen selbst in Stadtlebensräumen bestehen können“, erklärt Christian Voigt, Leiter der Leibniz-IZW-Abteilung für Evolutionäre Ökologie und Seniorautor der Untersuchung.

Die Ergebnisse untermauern den Verdacht, dass sich künstliches Licht in der Nacht negativ auf alle Fledermausarten auswirkt und sogar das Vorkommen von Arten verringert, die bisher als „lichttolerant“ galten. Mückenfledermäuse erwiesen sich als besonders lichtempfindlich: Bereits bei mittlerer Beleuchtungsstärke wurden sie nur noch selten im Stadtlebensraum entdeckt, bei höherer Beleuchtungsstärke verschwanden sie ganz. Außerdem kamen Mückenfledermäuse fast viermal häufiger in Gebieten mit weißen Laternen als in Gebieten mit orangefarbenen Laternen vor, während Rauhautfledermäuse und Mausohrfledermäuse keine Vorliebe für eine bestimmte Lichtfarbe zeigten. Zusätzlich zeigte sich bei Mausohrfledermäusen ein Einfluss der Jahreszeiten: sie reagierten im Sommer negativ auf zunehmende künstliche Beleuchtung bei Nacht, im Herbst jedoch nicht.

Vegetation, die Anwesenheit offener Gewässer sowie das Ausmaß der durch Straßen und Gebäude versiegelten Flächen hatten ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf einige Arten, in Abhängigkeit von deren Nahrungsgewohnheiten. Arten, die entlang von Vegetationsrändern (z. B. Zwergfledermäuse) nach Nahrung suchen, benötigen in der Regel Baumreihen, Arten die direkt über Wasserflächen (z. B. Wasserfledermäuse) nach Nahrung suchen, sind auf offenes Wasser angewiesen. Die meisten untersuchten Arten, insbesondere solche, die im offenen Luftraum jagen, mieden stark versiegelte Flächen mit einem hohen Anteil an umliegenden Gebäuden.

„Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, das künstliche Licht in der Nacht auf das für menschliche Aktivitäten absolut notwendige Minimum zu reduzieren und, wo immer möglich, Optionen zum Dimmen von Beleuchtung im Außenbereich einzusetzen, zum Beispiel über Bewegungssensoren“, fassen Lewanzik und Voigt zusammen. Sie empfehlen außerdem, bestehende Biotope unbedingt zu erhalten und zudem neue zu schaffen, wo immer dies möglich ist, und diese Fragmente durch ununterbrochene Vegetation und Dunkelkorridore (z. B. Wohngärten und Baumreihen) miteinander und mit Gewässern zu verbinden. Die Untersuchung zeigt, dass auch Städte geeignete Lebensräume für geschützte und bedrohte Arten bieten können, wenn diese Voraussetzungen beachtet werden.

Das gemeinsame Sammeln von Daten mit Bürgerwissenschaftler:innen („Citizen Scientists“) war eine positive Erfahrung, sagen die Autoren. „Die Zusammenarbeit mit mehr als 200 hochmotivierten Helferinnen und Helfern ermöglichte es, zeitgleich Daten im gesamten Stadtgebiet Berlins zu erheben“, sagt Miriam Brandt, Leiterin des Leibniz-IZW-Wissenschaftsmanagements und Leiterin des Projekts „WTimpact“. WTimpact ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung von 2017 bis 2021 gefördertes Verbundprojekt, in dessen Rahmen die Forschungsarbeiten zu Fledermäusen in Berlin durchgeführt wurden. „Gleichzeitig konnten wir interessierten Bürgerinnen und Bürgern einen meist kaum wahrgenommenen Teil der Stadtnatur nahebringen – viele Teilnehmende waren überrascht, Fledermäuse in urbanen Gegenden zu finden, wo sie sie nicht vermutet hätten.“

Publikation

Lewanzik D, Straka TM, Lorenz J, Marggraf L, Voigt-Heucke S, Schumann A, Brandt M, Voigt CC (2021): Evaluating the potential of urban areas for bat conservation with citizen science data. Environmental Pollution. https://doi.org/10.1016/j.envpol.2021.118785

Globale Erwärmung führt zu größeren Fledermäusen

Ob Arten mit Umweltveränderungen zurechtkommen, hängt wesentlich von ihrer Lebensdauer ab. Fledermäuse haben eine lange Lebensspanne und eine niedrige Reproduktionsrate, was sie anfällig für Änderungen der Umwelt macht.

Die globale Erwärmung führt dazu, dass Bechsteinfledermäuse (Myotis bechsteinii) größere Weibchen hervorbringen, die einem höheren Sterberisiko ausgesetzt sind. Wir untersuchen hier, ob diese größeren Weibchen ihr erhöhtes Sterberisiko durch eine schnellere Lebensweise ausgleichen können.

Wir analysierten einen auf Individuen basierenden 25-Jahres-Datensatz von 331 mit RFID-Tags versehenen wildlebenden Fledermäusen und kombinierten genetische Stammbäume mit Daten zu Lebensdauer, Fortpflanzung und Körpergröße.

Wir stellen fest, dass der beobachtete Anstieg der Sterblichkeit durch die größenabhängige Fruchtbarkeit und das Alter bei der ersten Fortpflanzung bedingt ist. Da größere Weibchen einen früheren Reproduktionsbeginn und kürzere Entwicklungszeiten haben, bleibt der lebenslange Reproduktionserfolg bei Individuen mit unterschiedlichen Körpergrößen bemerkenswert stabil.

Unsere Studie verdeutlicht einen raschen Wechsel zu einem schnelleren Lebenstempo bei einem Säugetier mit einer langsamen Lebensweise.

Quelle: 
Mundinger, C., Fleischer, T., Scheuerlein, A. et al.

Global warming leads to larger bats with a faster life history pace in the long-lived Bechstein’s bat (Myotis bechsteinii). Commun Biol 5, 682 (2022). https://doi.org/10.1038/s42003-022-03611-6

Analyse von Pestiziden und Schadstoffen in Fledermäusen

Fledermäuse sind in ganz Europa streng geschützt. Sie sind eine äußerst vielfältige Säugetierordnung, was Körpergröße, Körpergewicht, Wanderverhalten, trophische Nischen-Spezialisierung und Lebensraumnutzung angeht. Ihr Lebensraum reicht von städtischen Gebieten über Ackerland bis hin zu Wäldern.

Aufgrund ihrer geringen Reproduktionsrate können umweltbedingte Stressfaktoren große Auswirkungen auf Fledermauspopulationen haben. Insbesondere Pestizide werden als ein wichtiger Faktor für den Rückgang von Fledermauspopulationen diskutiert. In dieser Arbeit haben wir fast 400 Tiere von fünf verschiedenen Arten (Eptesicus serotinus, Myotis myotis, Nyctalus noctula, Pipistrellus pipistrellus und Plecotus auritus) aus ganz Deutschland auf Rückstände von 209 Pestiziden und persistenten organischen Schadstoffen untersucht.

Die Rückstandsanalyse wurde mit einer bereits entwickelten Methode durchgeführt, bei der eine miniaturisierte schnelle, einfache, billige, effektive, robuste und sichere (QuEChERS) Probenvorbereitung und Gaschromatographie-Tandem-Massenspektrometrie zur Trennung und zum Nachweis verwendet wurden. Diese analytischen Daten wurden statistisch mit den bekannten Daten der Tiere (z. B. Alter, Geschlecht, Fundort und -zeit) korreliert.

Von 209 untersuchten Pestiziden und Schadstoffen wurden 28 Verbindungen nachgewiesen, wobei die häufigsten chlororganische Insektizide und polychlorierte Biphenyle waren, die seit Jahrzehnten durch das „Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe“ verboten sind.

Zu den nachgewiesenen neueren Pestiziden, die in den letzten zehn Jahren legal verwendet wurden, gehörten Azol-Antimykotika und das Insektizid Fipronil. Die Fledermäuse waren mit Rückständen zwischen vier und 25 verschiedenen Stoffen belastet.

Statistische Datenanalysen zeigten, dass die Verteilung in ganz Deutschland weitgehend vergleichbar ist, einzelne Ausnahmen wurden in spezialisierten ökologischen Nischen beobachtet. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Arbeit den bisher größten Datensatz zu Rückständen von Pestiziden und persistenten organischen Schadstoffen in europäischen Fledermäusen liefert.

Quelle:
Sonja Schanzer, Martin Koch, Andreas Kiefer, Thalia Jentke, Michael Veith, Franz Bracher, Johannes Bracher, Christoph Müller

Download: https://doi.org/10.1016/j.chemosphere.2022.135342.

Analysis of pesticide and persistent organic pollutant residues in German bats, Chemosphere, Volume 305, 2022, 135342, ISSN 0045-6535

28. Jahrestagung des LFA Fledermausschutz NRW

Das 28. Jahrestreffen des LFA Fledermausschutz wird am Samstag, den 12.11.2022 auf dem Heideportal Gut Leidenhausen e.V., Gut Leidenhausen 1 in 51147 Köln stattfinden und wird wie üblich um 10:00 Uhr beginnen. Die Tagung wird vom NABU-Stadtverband Köln und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Umweltbildungszentrums Gut Leidenhausen organisiert.

Diese Tagung ist keineswegs nur für Experten bestimmt. Gerade auch Neulinge im Fledermausschutz werden viele interessante Dinge erfahren. Die Teilnahme an der Tagung ist – wie in jedem Jahr – kostenlos. Getränke, Mittagessen, Kaffee und Kuchen müssen aber vor Ort bezahlt werden.

Die Anmeldung zur Tagung und das Programm sind nunfreigeschaltet. Wir sind in diesem Jahr auf 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer limitiert und es sind bereits 112 Plätze vergeben.

Wir möchten Sie bitten, sich rege an der Tagung zu beteiligen und auch das Programm abwechslungsreich mit zu gestalten. Möglichkeiten für Posterpräsentationen sind vor Ort gegeben. Vorträge und auch Posterbeiträge bitte bei Christian Giese Tel. 02872 / 981688 oder per Mail giese@fledermausschutz.de anmelden. Vor Ort steht ein Beamer mit Laptop zur Verfügung.

Corona

Zurzeit gibt es bezüglich unserer Tagung keine Verordnung zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Coronavirus. Dennoch setzen wir auf Ihre Eigenverantwortung. Hierzu sollen die allgemeinen Verhaltensregeln zu Abstand, Hygiene und Masken (sogenannte AHA-Regeln) in allen Lebensbereichen angemessen eigenverantwortlich und solidarisch beachtet werden. Link: Aktuelle Coronaschutzverordnung des Landes NRW

 

Programm der 28. Tagung des LFA Fledermausschutz NRW

ZeitVortrag
10:00 UhrDr. Carsten Trappmann (LFA):
Eröffnung der Tagung und Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
10:15 UhrNABU Stadtverband Köln:
Fledermausschutz in Köln
10:45 UhrWilfried Knickmeier:
Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) und die Auswirkungen auf den Schutz von Fledermäusen.
11:15 UhrKaffeepause
11:45 UhrDr. Frauke Krüger (LFA):
Quartiervariabilität einer Population von Wasserfledermäusen im Sauerland
12:15 UhrChristian Giese (LFA):
Winteraktivität von Zwerg- und Mückenfledermäusen - Erfassungsmethoden zum Schutz von Fledermäusen bei Abbruch und Sanierung von Gebäuden im Winter.
12:45 UhrMittagspause - Zeit zum Austausch
14:30 UhrDr. Carsten Trappmann (LFA), Christian Patalong (WWU Münster):
Fledermäuse im Wildpark in Dülmen. Akustische Erfassungen in einem interessanten Waldgebiet.
15:00 UhrChristian Jungmann:
Der Hoxeler Eisenbahntunnel - ein Winterquartier für 12 Arten
15:30 UhrMartin Starrach (LFA):
Analyse von Fledermauskot und Baumhöhlenuntersuchung.
16:00 UhrKaffeepause
16:30 UhrChristine Meyer-Cords
Das EUROBATS Abkommen: 30 Jahre Fledermausschutz in Europa
17:00 UhrTom Wegner (BAFF):
Die Ofenkaulen - FFH-Schutzgebiet und Winterquartier im Siebengebirge.
17:30 UhrMechthild Höller (LFA):
Fledermausfauna in Leverkusen – Einblick und Rückblick
18:00 UhrVerschiedenes und Ende der Tagung

 

Tagungsanmeldung

17.10.2022: Die Anmeldung ist nun geschlossen, wir sind mit 112 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgebucht.

 

 

 

 

Energetische Sanierung gefährdet Teichfledermäuse

In ihrem gesamten Verbreitungsgebiet gilt die Teichfledermaus als seltener Habitatspezialist mit abnehmender Tendenz, weshalb sie von der IUCN als „stark gefährdet“ eingestuft wird.

21 Jahre Forschungsarbeit zeigen, dass der Bestand der Teichfledermäuse in den Niederlanden stetig abnimmt. Von etwa 12.000 Tieren im Jahr 1994 sind heute noch schätzungsweise 8.000 verblieben. Die Ursache liegt den Forschern zufolge vor allem in der energetischen Sanieung von Gebäuden, wodurch der Lebensraum in den Hohlräumen unter den Dachziegeln verloren geht.

Bei den heute in den Niederlanden lebenden Teichfledermäusen handelt es sich fast ausschließlich um weibliche Tiere, die im Herbst und Winter nach Deutschland und Belgien ziehen, um sich dort mit Männchen zu paaren. Teichfledermäuse leben in Kolonien und benötigen Quartiere mit unterschiedlichen Temperaturbereichen. Je nach Nahrungsangebot wachsen ihre Jungen schneller oder langsamer; ein warmer Ort ist für schnelles Wachstum ideal, ein kühler Ort hingegen führt zu langsamen Wachstum. Die Teichfledermaus ist eine europaweit streng geschützte Art, daher fordern Forscher spezielle Quartiere für deren Entwicklung aber die Zeit fehlt. Es sollte daher bei Sanierungen in Wohngebieten mit bekannten Kolonien mindestens ein Quartier bis zum Ende der Renovierungsarbeiten ungestört bleiben, damit die Kolonie dort überleben kann.

Anne-Jifke Haarsma Stichting Ecologisch Vleermuis Onderzoek Nederland, ahaarsma@dds.nl
René Janssen Stichting Ecologisch Vleermuis Onderzoek Nederland, anomalus@gmail.com

Download: https://stichtingsevon.nl/wp-content/uploads/2022/01/Woningisolatie-bedreigd-de-Meervleermuis-De-Levende-Natuur.pdf

Rauhautfledermäuse ziehen weit: 2.486 km von Russland nach Frankreich

Fledermäuse können weiter wandern als bisher bekannt: ein neuer Rekord für die längste Wanderung von Rauhautfledermäusen (Pipistrellus nathusii).

Die Wanderungen von Fledermäusen werden seit langem erforscht, aber große Areale sind in dieser Hinsicht noch wenig untersucht. Nun wird von einer  Rekordwanderung der Rauhautfledermaus berichtet – 2486 km von Russland bis zu den französischen Alpen in nur 63 Tagen. Diese Entfernung übertrifft den bisherigen Rekordflug von Lettland nach Spanien um 260 km. Überwinternde Rauhautfledermäuse sind im Kaukasus bekannt. Die Daten zeigen jedoch, dass die Rauhautfledermäuse viel weiter in die Überwinterungsgebiete fliegen kann.

Quelle: Bats can migrate farther than it was previously known: a new longest migration record by Nathusius’ pipistrelle Pipistrellus nathusii (Chiroptera: Vespertilionidae). Denis Vasenkov, Jean-François Desmet, Igor Popov, Natalia Sidorchuk 2022

https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/mammalia-2021-0139/html

Vasenkov, Denis, Desmet, Jean-François, Popov, Igor and Sidorchuk, Natalia. „Bats can migrate farther than it was previously known: a new longest migration record by Nathusius’ pipistrelle Pipistrellus nathusii (Chiroptera: Vespertilionidae)“ Mammalia, vol. , no. , 2022. https://doi.org/10.1515/mammalia-2021-0139

 

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