Standpunkt: Aufnahme und Betreuung von Fledermaus-Pfleglingen

Zweck und Grenzen der ehrenamtlichen Pflege von Fledermäusen

Fledermäuse erfahren in der Öffentlichkeit erfreulicherweise eine zunehmend wohlwollende Aufmerksamkeit. Dadurch wächst auch die Bereitschaft, sich hilfloser oder verletzter Fundtiere anzunehmen, um sie in geeignete Hände zu vermitteln oder selbst zu pflegen. Bei der Versorgung gehaltener Wildtiere ist die Erfüllung ihrer Bedürfnisse regelmäßig eine Herausforderung. Sie setzt neben Empathie grundsätzlich auch spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten voraus. Im Besonderen gilt das bei hoch spezialisierten Arten wie Fledermäusen. Denn obwohl hilfsbedürftige Individuen mit dem Anspruch aufgenommen werden, ihnen zu helfen, können Fehler und falsch verstandene Tierliebe das genaue Gegenteil bewirken. Der folgende Verbändestandpunkt soll Zweck und Grenzen der ehrenamtlichen Pflege von Fledermäusen aufzeigen.

Hintergrund

Einheimische Fledermäuse sind als Wildtiere Teil eines äußerst komplexen ökologischen Beziehungsnetzes. Im Rahmen dessen wirken unter anderem auch Parasiten, Krankheiten und Tod natürlicherweise auf Bestandsgröße und Bestandsentwicklung einer jeden Spezies ein.

Die natürliche Auslese, aufgrund derer insbesondere der Fortpflanzungserfolg eines Individuums ermöglicht bzw. eingeschränkt wird, ist als wesentlicher Prozess der Evolution für Anpassungs- und Entwicklungsprozesse aller Tier und Pflanzenarten unentbehrlich. Diese komplexen Zusammenhänge sind kaum zu überblicken und zumeist weitgehend unverstanden. Ein direktes steuerndes menschliches Eingreifen kann dabei nur in sehr begrenztem Maße und in definierten Sachverhalten sinnvoll bzw. erfolgreich sein.

Die Versorgung und Rehabilitation von Fledermaus- Individuen, die ohne menschliche Hilfe nicht überleben würden, hat in der Regel keinen spürbaren Einfluss auf die Population. Bei der menschlichen Unterstützung hilfloser Individuen handelt es sich in erster Linie, ob nun bewusst oder unbewusst, um aus Empathie begründeten Tierschutz, weniger um echten Artenschutz. Der Schutz von Quartieren und Jagdgebieten haben einen wesentlich höheren und bedeutsameren Einfluss auf Fledermauspopulationen.

Die Aufnahme von aufgefundenen verletzten, verirrten oder hilflosen Individuen wildlebender Tiere aus der Natur ist ein sehr emotionales Thema.

Bei jeder Pflege solcher Tiere müssen hohe Tierschutzstandards angelegt werden. Oberstes Ziel aller Maßnahmen und Hilfen muss die Vermeidung von Schmerzen, Lei-den und Schäden sein. Dies gilt auch insbesondere für solche Schmerzen, Leiden und Schäden, die durch die Haltung oder Pflegemaßnahmen verursacht werden können. Eine Vergrößerung des Tierleids durch gut gemeinte, aber fachlich nicht begründete Maßnahmen ist abzulehnen und nicht rechtskonform.

Lesen Sie hier das vollständige Papier: NABU_BVF_Verbaendepapier-zur-Fledermauspflege (Download PDF)

Von Uwe Hermanns, Ingrid Kaipf, Martin Straube, Petra Gatz, Holger Reimers, Sebastian Kolberg, Florian Gloza-Rausch, Robert Pfeifle

 

 

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