Tagung: Fledermäuse in der Landschaftsplanung V

Dienstag, 26. November 2013 in Recklinghausen. Neue Handlungsräume und aktuelle Erkenntnisse zum Artenschutz, Erfahrungen aus Maßnahmenumsetzungen und Monitorings

Zum Thema:
Alle heimischen Fledermausarten werden im Anhang IV der FFH-Richtlinie (RL 92/43/EWG) geführt und gelten somit nach § 7 (2) Nr. 14b BNatSchG zu den „streng geschützten Arten“. Auf alle Arten treffen die allgemeinen Vorgaben des Artenschutzes gemäß § 44 (1) BNatSchG und Art. 12 der FFH-Richtlinie zu. Bei unvermeidlichen Beeinträchtigungen der Fledermäuse und ihrer Lebensstätten gelten die Bestimmungen aus § 45 (7) BNatSchG.

Daher sind Auswirkungen von Eingriffen auf alle Fledermausarten zu berücksichtigen. Es eröffnen sich immer wieder neue Handlungsfelder für die Akteure, z.B. Vermeidung/Verminderung störender Lichteinwirkung auf bedeutende Funktionsräume, Bewältigung fachlich fundierter ökologischer Begleitung von Maßnahmenumsetzungen unter oftmals zeitlichen und praktischen Zwängen, uvm.

Grundlage müssen qualitativ hochwertige Felduntersuchungen, aber auch unterstützende Abfragen und korrekte Interpretationen von zusätzlich verfügbaren Daten- und Literaturquellen sein. Daraus resultieren Fachgutachten und artenschutzrechtliche Prüfungen, die dem Artenschutz gerecht werden und juristischen Auseinandersetzungen standhalten können. Auflagen in der Artenschutzpraxis sind Maßnahmenkonzepte, ökologische Baubegleitungen und Monitorings. Dafür ist neben der Aktualisierung und dem kritischen Hinterfragen von Methoden in der Eingriffsplanungs-Praxis aber auch eine fortlaufende Optimierung unseres Wissens durch den Einbezug neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie ein fortlaufender Austausch zwischen allen Beteiligten vonnöten.

Ziel unserer Veranstaltungen ist es neue Erkenntnisse im Planungspraxisbezug anhand von Fallbeispielen aber auch anhand wissenschaftlicher Studien sowie unter juristischer Betrachtung vorzustellen. Fortlaufend beschäftigt uns die adäquate Berücksichtigung des Tötungsverbots im Zusammenhang mit der Windkraftplanung -offensichtlich eine bisher noch nicht gelöste Fragestellung. Referent/innen aus NRW, Niedersachsen, Berlin, Brandenburg und Bayern nehmen dabei als Vertreter von Behörden, wissenschaftlichen Instituten und Büros Bezug auf fledermauskundliche Themen in den oben erläuterten Zusammenhängen.

 

 

Programm

Dienstag, 26.11.2013
Dauer: 09:00 – ca. 16:30 Uhr

09:00 Uhr Tagungsbeginn
Tagungsbüro, Poster-Annahme, Freiraum für Gespräche, Getränketheke
09:30 Uhr Begrüßung
Echolot GbR, NUA
09:45 Uhr Dr. Matthias Kaiser:
Datenbanken des Landes NRW zu planungsrelevanten Arten – Möglichkeiten und Grenzen
Diskussion
10:20 Uhr Prof. Dr. Edmund Brandt:
Zur Auslegung des Merkmals Tötungsverbot in § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG – unter besonderer Berücksichtigung der aktuellen Risikodiskussion
Diskussion

10:55 Uhr Kaffeepause, Posterpräsentation

11:20 Uhr Dr. Christian Voigt:
Fledermaus-Schlagopfer an Windkraftanlagen – vernachlässigbare Verluste oder Artenschutzkrise?
Diskussion
11:55 Uhr Daniel Fuchs:
Fledermausmigration über Mitteleuropa – ein F&E-Projekt des Bundesamtes für Naturschutz
Diskussion

12:30 Uhr Mittagspause, Posterpräsentation

14:00 Uhr Torsten Blohm:
Der größte Solarpark auf der längsten Landebahn Deutschlands und das in weniger als vier Monaten – Erfahrungen bei der Errichtung des Solarparks Groß Dölln (Nordostbrandenburg)
Diskussion
14:35 Uhr Christian Soller:
Ökologische Baubegleitung bei Baumfällungen – Ein Praxisbericht
Diskussion

15:10 Uhr Kaffeepause, Posterpräsentation

15:40 Uhr Daniel Lewanzik:
Nicht stofflich aber doch ein ‚Schadstoff‘ – über die Relevanz von künstlichem Licht in der Eingriffsplanung
Diskussion
Ende ca. 16:30 Uhr

 

 

Tagungsstätte:
Umspannwerk Recklinghausen, Bochumer Str. 253, Recklinghausen

Ausrichter:
Echolot GbR in Kooperation mit der Natur- und Umweltschutzakademie des Landes NRW (NUA)

Leitung: Echolot GbR

Anmeldung:
Die Anmeldung für die Tagung inkl. des Mittagessens (auch vegetarisch) erfolgt über die NUA NRW telefonisch unter 02361-305-3344 bis zum 15.11.2013 oder über das Internet http://www.nua.nrw.de/veranstaltungen/jahresprogramm/ und ist dann verbindlich. Der Tagungs- und Essensbeitrag wird beim Tagungsbüro vor Ort entrichtet.

Begrenzte Teilnehmerzahl!

Eine Anmeldebestätigung erfolgt telefonisch oder per e-mail. Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre Telefonnummer und e-mail-Adresse an.

Teilnehmerkreis:
VertreterInnen aus Behörden, Landschaftsplanungs- und Gutachterbüros, Verbänden etc. Bei weiteren Fragen wenden Sie sich an:
Echolot GbR in Münster unter 0251-618971-20
oder per email an info@buero-echolot.de.

Kosten:
Es wird ein Teilnahmebeitrag von 35 € erhoben, der bei der Anmeldung fällig wird. Für ein Mittagessen (auch vegetarisch) sowie warme und kalte Getränke und kleine Erfrischungen ist ein Unkostenbeitrag zu entrichten, der im Teilnahmebeitrag bereits fest enthalten ist.

Posterbeiträge:
Zur Gestaltung des Rahmenprogramms würden wir uns über Themen bezogene Posterbeiträge Ihrerseits freuen. Bitte melden Sie diese telefonisch oder per email bei der Echolot GbR an.

Anfahrt:
Anfahrt mit dem PKW: Über A 42, Ausfahrt Herne-Baukau, Richtung Recklinghausen, Beschilderung: Route Industriekultur folgen.
Achtung: Bei Nutzung eines Navigationssystems bitte folgende Adresse eingeben: Bochumer Straße 253, 45663 Recklinghausen!

Anreise mit dem ÖPNV: Bahnhof Herne Buslinie SB 20 Haltestellen Hochlarmarkstrasse oder Kanalbrücke (Fahrzeit 8 Minuten)
Bahnhof Recklinghausen: Buslinie SB 20 Haltestellen Hochlarmarkstrasse oder Kanalbrücke (Fahrzeit 25 Minuten)

Download: Fledermaeuse-in-der-Landschaftsplanung-V

 

 

 

Jahrestreffen 2013 des LFA Fledermausschutz NRW

Das Jahrestreffen 2013 des LFA Fledermausschutz NRW wird am Samstag, dem 16. 11. 2013 in Wesel stattfinden. Das Treffen wird wie üblich um 10:00 Uhr beginnen. Es ist übrigens das 20. Treffen des Landesfachausschuss Fledermausschutz NRW!

Eine Anmeldung zu dieser Tagung ist nicht erforderlich. Über eine rege Beteiligung würden wir uns sehr freuen.

Selbstverständlich ist die Teilnahme an der Tagung – wie in jedem Jahr – kostenlos. Diese Tagung ist keineswegs nur für Experten bestimmt. Gerade auch Neulinge im Fledermausschutz werden viele interessante Dinge erfahren.

Wir bedanken uns bei Paul Schnitzler für die Bereitschaft, die Tagung in diesem Jahr auszurichten und für die Organisation vor Ort sowie beim Kreis Wesel für die Möglichkeit, die Räumlichkeiten zu nutzen (das Leitungsgremium).

Zum Tagungszentrum gehört auch diesmal leider keine Mensa. Es wird in den Pausen Kaffee, Tee und eine Kleinigkeit zu Essen geben. Ein Mittagsessen vor Ort kann leider nicht angeboten werden. Hier ist Selbstversorgung nötig. Es gibt aber fußläufig einige gastronomische Einrichtungen.

 

Programm der Jahrestagung des LFA Fledermausschutz NRW:

10:00 Uhr: Eröffnung der Tagung und Begrüßung der Teilnehmer.
10:15 Uhr: Paul Schnitzler: Kleine Geschichten von den Fledermäusen im Kreis Wesel.
10:45 Uhr: Michael Straube: Dauererfassung von Fledermäusen: Übel oder Notwendigkeit?

11:15 Uhr – 11:45 Uhr: Kaffepause

11:45 Uhr: Sarah Sherwin (NABU Landesgeschäftsstelle): Projekt Fledermausfreundliches Haus NRW.
12:15 Uhr: Patricia Filter: Winteraktivität von Fledermäusen im Xantener Dom.

12:45 Uhr – 14:15 Uhr: Mittagspause – Zeit zum Austausch

14:15 Uhr: Dieter Mahlke: Fledermausfotografie mit Hilfe von Flugtunneln und Lichtschrankenvorhängen.
14:45 Uhr: Harald Bardenhagen: Was ist Lichtverschmutzung? – Wert der natürlichen Nacht – Auswirkungen der Lichtbelastung – Lösungen – Schutzgebiete für eine natürliche Nacht.
15:30 Uhr: Michael Straube: Fledermäuse und Windkraft in NRW.

15:45 Uhr – 16:15 Uhr: Kaffeepause

16:15 Uhr: Harry Weidner: Reproduktion ein Leben lang? Zur Fekundität bei der Fransenfledermaus, Myotis nattereri (KUHL, 1818).
16:45 Uhr: Irina Würtele: Nutzen Fledermäuse Grünbrücken? – Das Beispiel A33 Hilter a.T.W. Kurzvortrag
17:00 Uhr: Volker Heimel: Neue Erkenntnisse zur Fledermauserfassung der Arbeitsgruppe FLEDO im NABU Dortmund aus den Jahren 2012 und 2013 – Darstellung anhand von wav-Dateien.
17:30 Uhr: Verschiedenes

ca. 18:00 Uhr Ende der Veranstaltung

 

Wir treffen uns im Kreishaus in Wesel:
Reeser Landstraße 31
46483 Wesel.
Eine Anfahrtsbeschreibung finden sie hier.

Carsten Trappmann
für den LFA Fledermausschutz NRW

Fußball, Fohlenelf und eine kleine Fledermaus

Ein ganz besonders eifriger Fußballfan schwang am 21.07.2013 zum Spieltag des Telekom Cups in Mönchengladbach seine Flügel. Gegen 16:30 Uhr staunten wir nicht schlecht, als über unseren Köpfen eine kleine Fledermaus hinweg flog.

Wir nahmen an, dass es sich um eine Zwergfledermaus handelte, die wahrscheinlich in einer Betonspalte des Stadions hauste und durch den großen Lärm gestört wurde. Unseren Bat-Detektor hatten wir natürlich nicht dabei.
Es war ein amüsanter Anblick, sie aus der Ferne über das Fußballfeld nach Insekten jagend, beobachten zu können. Dabei kam sie so manchem Spieler recht nahe, doch das konnte sich, wie es eben für Fledermäuse typisch ist, sehr schnell wieder ändern und sie raste im nächsten Augenblick hoch über den Fankurven davon.
Trotz flatterhafter Unterstützung, verlor der Fohlenelfer Gastgeber gegen Bayern, aber dafür war es für uns Fledermaus-Fans ein tierisches Ereignis, im wahrsten Sinne des Wortes.

Daniela Niehues & Frank Todt

Fledermaus-im-Stadion-2

Fledermausseminar in Hiddenhausen

Vom 31. August bis zum 1. September 2013 findet in Hiddenhausen ein Fledermausseminar der BUND Jugend sttt. Das Seminar behandelt Wissenswertes über die Fledermausarten, ihre Gefährdung und ihren Schutz. Hintergrundwissen wird mit Praxiseinheiten im Freiland & Anregungen für praktischen Fledermausschutz verknüpft.

Fledermaus-Quartiere zum Selbstbau werden vorgestellt, Tipps zur fledermausfreundlichen Hausgestaltung gegeben und am Abend die Fledermäuse mit Detektoren und Nachtsichtgeräten etc. beobachtet. Bestandteil des Seminars sind darüber hinaus Methoden zur Weitergabe des erworbenen Wissens. Die im Seminar vorgestellte Themenkiste „Fledermäuse“ bietet Anleitungen & Material für den Fledermausschutz vor Ort.

Das Seminar wendet sich sowohl an Anfänger als auch Personen mit Vorwissen, die Interesse haben sich näher mit Fledermäusen – auch in der Bildungsarbeit – zu beschäftigen.

Download: Flyer Programm und Anfahrt

Stellenangebot NABU NRW: Koordinator/in Artenschutzprojekt Fledermausfreundliches Haus

Der NABU NRW besetzt ab August 2013 die Stelle eines/r Koordinator/in Artenschutzprojekt Fledermausfreundliches Haus

Wir suchen eine/n engagierte/n und flexible/n Mitarbeiter/in für eine auf drei Jahre befristete Vollzeitstelle in unserer Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf. Ihre/ Seine Aufgabe besteht in der Koordination der Aktion „Fledermausfreundliches Haus“. Dabei arbeitet sie/er eng mit unseren hauptamtlichen Mitarbeitern in der Landesgeschäftsstelle und den ehrenamtlichen Fledermausschützern in NRW zusammen.

Sie haben …

  • …Erfahrungen im Natur- und Artenschutz und Fachkenntnisse über Fledermäuse,
  • …organisatorisches Geschick und sind mit dem ehrenamtlichen Naturschutz vertraut,
  • …Freude am kommunikativen Austausch und können ihre koordinativen Fähigkeiten zielgruppengerecht einsetzen.

Wir bieten …

  • ein Thema, für das es sich zu arbeiten lohnt!
  • eine gute Einarbeitung und fundierte Betreuung,
  • viele Möglichkeiten, eigenverantwortlich Themen und Maßnahmen voranzutreiben, hohen Gestaltungsspielraum,
  • Mitarbeit in einem engagierten Team mit viel Spaß an der Arbeit.

Ihre aussagekräftige Kurzbewerbung (Anschreiben, Lebenslauf, die wichtigsten Zeugnisse) schicken Sie bitte ausschließlich per E-Mail mit Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung und der Betreffzeile „Koord-Fledermaus“ bis zum 31.07.2013 unter der Adresse bewerbung@nabu-nrw.de an den Geschäftsführer Bernhard Kamp.

Der NABU NRW ist mit 65.000 Mitgliedern der größte Naturschutzverband in NRW. Unser Team besteht derzeit aus 14 hauptamtlichen und zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen. Sitz der Landesgeschäftsstelle und Dienstort ist Düsseldorf.

www.nabu-nrw.de

Nachruf Prof. Dr. Reinald Skiba (1932-2013)

Pofessor Doktor Reinald Skiba wird uns immer als enthusiastischer und gewissenhafter Naturforscher, der sich nicht scheute, seine Meinung öffentlich zu vertreten, in Erinnerung bleiben.

Mit seinem Werk zur Bestimmung von Fledermäusen anhand ihrer Lautäußerungen hat Reinald Skiba entscheidend dazu beigetragen, die unhörbare Welt der Fledermäuse erklärbar und verständlich zu machen. Trotz jahrzehntelanger intensiver Beschäftigung war Reinald Skiba immer auf der Suche nach weiteren Fledermausrufen und ist gezielt zu Schwerpunktvorkommen bestimmter Arten gereist. So hat seine letzte Reise ihn ins Burgenland an die österreichisch-ungarische Grenze geführt, da er sich eingehend mit den Rufen der Wimperfledermaus (Myotis emarginatus) beschäftigen wollte.

Besonders positiv bleiben seine vorsichtig-zögerlichen Antworten bei Fledermausrufkontakten im Feld in Erinnerung: „Das könnte diese Art sein, aber vielleicht auch eine andere. Die Aufnahme muss ich mir erst in Ruhe anschauen.“ Eine solche Antwort wird nicht von jemandem erwartet, der sich schon sehr lange und dermaßen intensiv mit der Analyse von Fledermausrufen beschäftigt hat. Aber sie spiegelt nicht nur das Wissen um die hohe Variabilität der Fledermausrufe, sondern auch seine wissenschaftliche Exaktheit wider.

Stets war Reinald Skiba bereit, aufgezeichnete Fledermausrufe nachzubestimmen und hat auch dadurch vielen Fledermausforschern geholfen. Sein plötzlicher Tod am 14.05.2013 reißt eine große Lücke in Fledermausforschung und den Schutz von Fledermäusen in NRW und weit darüber hinaus.

Martin Starrach
für den LFA Fledermausschutz NRW

Rückblick: 11. Fachtagung der BAG Fledermausschutz in Rostock

Die Energiewende ist in aller Munde. Wie jedoch gestaltet sich der Weg ins „grüne“ Energiezeitalter für Fledermäuse? Wie lassen sich Gebäudesanierungen fledermausfreundlicher gestalten? Diesen Fragen ging die Bundesarbeitsgruppe BAG-Fledermausschutz auf ihrer Tagung in Rostock nach. Die Fachtagung, die vom 22. bis zum 24. März 2013 stattfand, wurde vom NABU, der Universität Rostock sowie der Landeslehrstätte für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung M-V veranstaltet. Über 300 Teilnehmer, darunter Mitglieder der Landesfachausschüsse für Fledermausschutz und –forschung, zahlreiche Fledermausexperten, diverse Planungsbüros sowie ehrenamtliche Helfer, fanden sich im Audimax auf dem Campus der Universität Rostock ein.

Fledermäuse gehören zu den Tieren, die am stärksten unter der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes leiden. Da sie sich fliegend fortbewegen, ist die Luft ein stark frequentierter Lebensraum der höchst dynamischen Tiere. Windräder spielen eine entscheidende Rolle bei der ökologischen Energiegewinnung. Für Fledermäuse jedoch werden sie regelmäßig zur Todesfalle. Werden Kenntnisse zum Flugverhalten der Fledermäuse in die Planung von Windkraftanlagen einbezogen, können Kollisionen vermieden oder zumindest reduziert werden. Es kann herausgefunden werden, welche Merkmale Windkraftanlagen mit vielen Kollisionsopfern gemein sind und in welchen Gebieten mit einem erhöhten Kollisionsrisiko gerechnet werden muss. Wie die Fachbeiträge, beispielsweise des Büros für Faunistik und Landschaftsökologie unter der Leitung Thomas Grundwalds, zeigten, tragen Höhenaktivitätsmessungen und die Entwicklung von Verfahren zum Fledermaus-Monitoring dazu bei, die Errichtung von Windkraftanlagen fledermausfreundlicher zu gestalten.

Zum Schlafen ziehen sich Fledermäuse in Quartiere zurück, die sie traditionell in Höhlen, Felsspalten oder ausgehöhlten Bäumen finden. Diese Quartiere wurden bereits zum großen Teil vom Menschen zerstört. Daher suchen sich die nachtaktiven Tiere nun Quartiere, die der Mensch erbaut hat. Sie ziehen sich unter anderem auf Dachböden oder in verlassene Häuser zurück. Auch in Plattenbauten entstehen zahlreiche Fledermausquartiere. Fallen diese Plattenbauten im großen Stil einer Sanierung oder gar einem Abriss zum Opfer, wird der Lebensraum der Fledermäuse zerstört und viele von ihnen werden getötet. Dementsprechend diskutierten die Teilnehmer der Tagung geeignete Kartierungsmaßnahmen sowie die Möglichkeiten eines Erhalts der Fledermausquartiere durch eine angemessene Baubegleitung.

In weiteren Beiträgen gingen die Tagungsteilnehmer unter anderem Erkenntnissen zu einzelnen Fledermausarten, wie dem Grauen Langohr, der Mopsfledermaus, der Bechsteinfledermaus, der Zweifarbfledermaus oder dem Großen Abendsegler nach.

Link: Einige Eindrücke von der Tagung

Deutsche Windräder – Todesfalle für Fledermäuse aus Nordosteuropa

Windkraftanlagen können Auswirkungen auf weit entfernte Ökosysteme haben. Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) wiesen jetzt nach, dass Fledermäuse, die an Windrädern in Deutschland zu Tode kommen, vor allem aus dem osteuropäischen Raum stammen.

Die Forscher untersuchten vier Fledermausarten, die regelmäßig an Windkraftanlagen in Deutschland verunglücken. Sie führten ihre Untersuchung an Standorten in vier Bundesländern durch. Fledermäuse sind von besonderem Interesse, weil sie eine wichtige regulierende Funktion für Ökosysteme haben und Populationen von Schadinsekten in Schach halten. Außerdem ziehen viele Arten im Frühjahr und Herbst zwischen Fortpflanzungs- und Überwinterungsgebieten durch ganz Europa.

Die Forscher analysierten das Verhältnis der Wasserstoffisotope im Fellkeratin der Tiere. Vom Wasserstoff gibt es zwei stabile Varianten (Isotopen), die zwar annähernd dieselben chemischen Eigenschaften haben, sich aber im Atomgewicht unterscheiden. Die Verteilung der Wasserstoffisotope ist in Europa regional unterschiedlich, der Anteil des „leichten“ Wasserstoffisotops steigt von Süd nach Nord stetig an. Da Säugetiere die lokalen Wasserstoffisotope in ihr Keratin einbauen, hat jedes Tier eine Art Isotopen-Fingerabdruck in seinem Fell. Deshalb können Forscher über das Verhältnis der Isotope im Fell die Region ermitteln, in der sich die Tiere die letzten Monate aufgehalten haben.

Dabei fanden sie heraus, dass zum Beispiel die in Deutschland verunglückten Rauhautfledermäuse fast ausschließlich aus dem Baltikum und Weißrussland kamen. Auch Exemplare des Großen und des Kleinen Abendsegler mussten ihre Reisefreudigkeit mit dem Leben bezahlen, sie kamen ebenfalls aus dem Norden und Osten, also aus Skandinavien oder dem Baltikum. Hingegen stammten die gefundenen Zwergfledermäuse aus den Regionen rund um die Anlagen.

Studien besagen, dass jährlich mehr als 200.000 Fledermäuse an deutschen Windkraftanlagen verunglücken. Wildtierbiologen warnen, dass diese Verluste empfindliche Lücken in die fernen Populationen reißen. „Fledermäuse haben eine geringe Fortpflanzungsrate, sie bekommen nur ein bis zwei Jungtiere pro Jahr“, sagt Dr. Christian Voigt vom IZW. Von zusätzlichen Unglücksfällen kann sich eine Fledermauspopulation daher nur langsam, wenn überhaupt, erholen.

Voigt hält deshalb mehr Absprachen zwischen der EU und den östlichen europäischen Ländern für dringend nötig. Die internationalen Regularien zum Schutz von ziehenden Arten kämen in diesen Fällen noch nicht genügend zum Tragen. Deutschland sieht Voigt zudem in einer besonderen Pflicht, da die sogenannte grüne Energiewende durch den vorangetriebenen Ausbau von Windkraftanlagen negative Konsequenzen auf weit entfernte Ökosysteme in Nordosteuropa haben könnte.

Insgesamt verzeichnen Umweltschützer und Wissenschaftler eine steigende Zahl von Fledermaus-Todesfällen an Windkrafträdern. Das liegt unter anderem daran, dass die Anlagen zunehmend in Wäldern „versteckt“ werden, weil sie in der offenen Feldflur ungern gesehen werden. Die Rotorblätter befinden sich dann näher an den Baumkronen, so dass Fledermäuse bei der nächtlichen Jagd leichter in deren Einzugsbereich geraten können.

Seit kurzem wissen Forscher auch, wie Fledermäuse an den Anlagen zu Tode kommen: Die Tiere werden nicht wie allgemein angenommen durch die Rotorblätter „zerhäckselt“. Sie sterben vielmehr an einem sogenannten Barrotrauma. Dabei platzen ihre Lungen und inneren Organen, weil durch Verwirbelungen hinter den Rotorblättern starke Druckschwankungen entstehen.

Das Problem der Fledermausunfälle ließe sich eigentlich einfach lösen, so Voigt. Die Anlagen müssten in der Abenddämmerung, wenn der Wind sowieso meist abflaut, für ein bis zwei Stunden ausgeschaltet werden; vornehmlich während der Zugzeit der Fledermäuse. Dies würde die Zahl der Todesfälle vermutlich drastisch senken und nur geringe Gewinneinbußen bei den Betreibern zur Folge haben. Voigt ist überzeugt: „Wir benötigen eine intelligente Energiewende, mit möglichst wenig Schaden für Mensch und Wildtier.“

Originalarbeit:
Voigt, C.C., Popa-Lisseanu, A., Niermann, I., Kramer-Schadt, S. (2012) The catchment area of wind farms for European bats: A plea for international regulations. Biological Conservation 10.1016/j.biocon.2012.04.027 Quelle: Forschungsverbund Berlin e.V.

Stellungnahme des LFA zum Thema „Windenergie im Wald“

Das Land Nordrhein-Westfalen hat im Herbst 2012 den Entwurf eines Leitfadens für Windenergie im Wald vorgestellt. Auch wenn der LFA Fledermausschutz NRW den Einsatz von regenerativen Energien inklusive der Windenergie für dringend notwendig hält, muss bei der Anwendung doch auch auf andere Schutzgüter geachtet werden.

Der LFA hat daher eine Stellungnahme zur Windenergie im Wald in NRW erarbeitet. Nach derzeitigem Kenntnisstand kann der LFA Fledermausschutz NRW Windenergie im Wald nicht zustimmen.

Im Wald ist die Fledermausaktivität viel höher als im Offenland abseits von Leitstrukturen. Im Wald können alle Arten betroffen sein. Durch die Zuwegungen werden im Wald viele Fledermäuse direkt zu den Masten geleitet. Wie hoch Fledermäuse über Wäldern jagen ist unbekannt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Fledermäuse die Masten gezielt untersuchen und dabei in die Höhe der Rotoren gelangen können. Aufnahmen mit Fledermäusen an den Rotoren von Windenergieanlagen finden Sie hier.

Download: Stellungnahme

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